Künstliche Intelligenz plant Streifendienste der Wiener Polizei

VORBERICHTERSTATTUNG: KONZERT ROBBIE WILLIAMS
Pilotprojekt soll Arbeitsprozesse in den Polizeiinspektionen erleichtern und Zusammenhänge bei Verbrechen erkennen.

Gleich mehrere Mistkübel wurden in den vergangenen Wochen in Stiegenhäusern von Wohngebäuden in Hernals und Ottakring angezündet, auch ein abgestellter Kinderwagen brannte. Bei einem Feuer in einem Mehrparteienhaus in Hernals kam am Montag ein Mann ums Leben. Die Polizei sucht nun nach einem Serienbrandtäter, acht Brände waren zuletzt jeweils in der Nähe gelegt worden.

Bei Serien wie diesen greift die Wiener Polizei häufig auf Künstliche Intelligenz (KI) zurück. Seit zwei Jahren läuft in einigen Polizeiinspektionen ein Probebetrieb. „Das betrifft vor allem Spezialeinheiten, die sich mit Straßenkriminalität beschäftigen“, sagt Andreas Holzer, Direktor des Bundeskriminalamts (BK), bei einem Medientermin. 

Eingesetzt wird das Hilfstool bei den morgendlichen Einsatzplanungen. „Anhand der Software wird analysiert, was alles passiert, und mit ähnlichen Vorfällen in der Umgebung verglichen. Dann kann man sagen, dort ist ein Hotspot-Gebiet“, erklärt Holzer. Basierend auf diesen Informationen werden dort Schwerpunktaktionen geplant.

Doch auch die KI ist fehleranfällig. Die Letztentscheidung, wohin welche Streife geschickt werde, treffe immer der jeweilige Gruppenführer oder Leiter der Spezialeinheit. „Es kam auch schon vor, dass das Ergebnis nicht sinnvoll war. Aber die Trefferquote ist erstaunlich hoch“, so der BK-Direktor. Vor allem bei Delikten wie Einbrüchen und Raubüberfällen, aber auch im Suchtgiftbereich werde die KI eingesetzt.

Hilfsmittel für Kriminelle

KI ist allerdings nicht nur für die Polizei ein Hilfsmittel, sondern auch für potenzielle Täter. Vor allem im Bereich Cybermobbing, wie Martin Grasel, Büroleiter der C4-Ermittlungen, erklärt. Das Cybercrime Competence Center (C4) ist die nationale Koordinierungsstelle zur Bekämpfung der Cyberkriminalität und gehört mit rund 100 Mitarbeitern zum Bundeskriminalamt. „Cybermobbing ist ein tägliches Problem und hat vor allem durch den vermehrten Einsatz von KI-generiertem Bild- und Videomaterial erhebliche Auswirkungen auf die Opfer“, sagt Grasel.

Cybermobbing: Hohe Aufklärungsquote

Im vergangenen Jahr wurden 462 Fälle von Cybermobbing angezeigt. „Die Aufklärungsquote ist bei Cybermobbing recht hoch, weil die Fälle meist im Beziehungs- oder Schulumfeld passieren. Von den 462 Fällen konnten wir 355 aufklären“, sagt Klaus Mits, Abteilungsleiter im C4. Ebenfalls zunehmend KI-generiert wird Kindesmissbrauch im Internet. Auch der Besitz von KI-Material mit Missbrauchsdarstellungen Minderjähriger ist strafbar, betonen die Beamten aus dem C4.

Aber nicht nur im Bereich von Missbrauchsdarstellungen wird die KI professioneller eingesetzt. Auch Phishing-Angriffe seien vielfältiger und erfolgreicher geworden. „Die Qualität der Darstellungen wird künftig eine andere sein, zum Beispiel bei betrügerischen Investmentplattformen. Man sollte dann zum Betreiber und Geschäftsmodell der jeweiligen Webseite eine eigene Recherche durchführen, der rein objektive Vergleich der Webseiten wird dann nicht mehr ausreichen“, erklärt Grasel.

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