Karpfensterben in der Alten Donau: Die Ursache

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Glück im Unglück: Für Menschen besteht laut Experten keine Gefahr.
Von Uwe Mauch

Da schwimmt er neben dem Holzsteg, der tote Karpfen – mit dem Bauch nach oben und bereits Fliegen darauf. Kein schöner Anblick. Und auch kein feiner Geruch.

Gerald Schmickl, der in den Sommermonaten ein Apartment an der Oberen Alten Donau bewohnt, verzog am Donnerstag die Nase. Und er machte sich Sorgen. Um die sterbenden Karpfen (der KURIER berichtete), aber auch um seine Gesundheit. Der passionierte Schwimmer krault täglich kreuz und quer durch die Alte Donau.

Freitag dann die Fakten

Gerüchte machten bereits die Runde – rund um die Alte Donau. Der Klimawandel sei schuld, vermutete man. Auf die sehr hohen Wassertemperaturen tippten andere.

Am Freitag zu Mittag erfuhr dann der KURIER von der Österreichischen Fischereigesellschaft (gegründet 1880) ein weitaus banaleres Erklärungsmodell. Zunächst wurde bestätigt, dass zuletzt „vermehrt“ tote Karpfen im Fischereirevier Alte Donau gefunden wurden.

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Wie viele Karpfen bereits verendet sind, konnte Stefan La Garde von der Fischereigesellschaft nicht sagen. Nur so viel: Aufsichtsorgane seiner Gesellschaft und freiwillige Helfer sammeln die toten Fische mithilfe der MA 45 ein und bringen diese zur dafür vorgesehenen Sammelstelle in der Nähe der Kagraner Brücke. Von dort werden sie zweimal täglich abgeholt und entsorgt.

Die Fische, so La Garde, wurden von der Abteilung Fischgesundheit der Veterinärmedizinischen Universität Wien bereits eingehend analysiert. Die Untersuchung ergab, dass ein eingeschleppter Virus am Karpfensterben schuld ist, der sogenannte Koy-Herpesvirus CyHV-3.

„Eingeschleppt wurde der Krankheitserreger mit bereits infizierten Fischen“, weiß der Fischereiexperte. „Wir haben den Verdacht, dass Koi-Fische aus privaten Teichen durch Unbekannte in der Alten Donau ausgesetzt worden sind.“

Glück im Unglück für alle, die gerne in der Alten Donau baden: Das Koy-Herpesvirus CyHV-3 ist – laut Recherche der Fischereigesellschaft und auf der Grundlage mehrerer Untersuchungen – nicht auf den Menschen übertragbar.

Auch der Hinweis auf die Familie der Herpesviren muss den leidenschaftlichen Schwimmer Schmickl nicht weiter beunruhigen: Diese gehören laut Experten zu einer anderen Virusgruppe als humane Herpesviren.

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Sich selbst überlassen

Weniger erfreulich ist die Diagnose für die Karpfen der Alten Donau. Die Fischereigesellschaft geht davon aus, dass gegen die Viren vonseiten der Revierbetreuung nichts unternommen werden kann: „Der Abwehrmechanismus des infizierten Tieres muss selbst mit der Erkrankung fertig werden.“

Anzeichen für eine Infektion sind übrigens „ein sinnloses, taumelndes, unsicheres Schwimmverhalten, Schnappatmung an der Oberfläche, Absonderung vom Fischschwarm sowie das Aufsuchen von ruhigen Uferzonen in schwimmender Seitenlage. Der Auslöser dieser Krankheit ist stressbedingt.“

Wann das Sterben ein Ende hat? Fortsetzung folgt.

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