Trotz Spardrucks: Der neue "Hauerplatz" in der Josefstadt wird kommen
Martin Fabisch (Grüne) ist seit 2020 Bezirksvorsteher in der Josefstadt. Bei der Wien-Wahl 2025 erzielte seine Partei 44,13 Prozent im Bezirk.
KURIER: Welches große Projekt ist Ihnen ein Herzensanliegen in dieser Periode?
Martin Fabisch: Die Umgestaltung des Josef-Matthias-Hauer-Platzes. Es gab bereits eine Bürger- und Bürgerinnenbefragung dazu. Dabei konnte eine Zustimmung von 74 Prozent erzielt werden – was viel ist, denn 100 Prozent der Menschen kann man meist nicht gleichzeitig glücklich machen. Es geht etwa um Fragen zu mehr Begrünung, der Rad-Infrastruktur, Fußgänger oder Parkplätze. Abgesehen davon hatten wir schon in den vergangenen Jahren Besprechungen mit Anrainerinnen und Anrainern, wie denn der Platz in Zukunft aussehen soll. Mit diesem "Dorfzentrum" möchten wir einen konsumfreien Raum schaffen, wo sich Menschen begegnen und aufhalten können. Andererseits soll dort auch eine kulturelle Bespielung möglich sein, sei es durch Konzerte, Kino-Veranstaltungen sowie durch diverse Märkte. Beispielsweise hat mich ein Christbaum-Verkäufer letztes Jahr angesprochen, und selbstverständlich sollte er dann auch seinen Platz dort finden, ebenso wie der Bauernmarkt.
In welche Bereiche werden die Finanzmittel, die der Bezirk zur Verfügung hat, in dieser Periode fließen?
Zuerst muss ich festhalten, dass wir zur Stunde noch nicht einmal wissen, wie die Finanzmittel aussehen werden. Beginnend damit, dass wir sehr kurzfristig damit konfrontiert wurden, dass unsere Mittel für nächstes Jahr eingefroren sind. Wichtig für uns sind deshalb Projektumsetzungen, denn es hat keinen Sinn, Angefangenes lange mitzuschleppen. Egal, wie eng der Gürtel in den nächsten Jahren vonseiten der Stadt Wien gezogen wird, für die Stadt selbst wie auch für die Bezirke, der Hauerplatz wird kommen. Als Schulbezirk fließt auch ein Großteil der Mittel in diesen Bereich sowie in die Kulturerhaltung.
Wo sehen Sie die größten Problemfelder im Bezirk?
Eine Herausforderung ist tatsächlich die Schulerhaltung aktuell. Die schluckt jedes Jahr einen großen Teil des Budgets. Da geht es oft um scheinbar einfache Dinge, von Ausmalen von Stiegenhäusern, wie in einer Volksschule hier in der Josefstädter Straße hin bis zur Adaptierung einer Schulwartwohnung für eine Ganztagsbetreuung. Man darf aber nicht an der falschen Stelle sparen. Ein weiterer sind Straßenerhaltungen, die einen großen Kostenfaktor haben. Letztendlich ist es aber das Streichen von Förderungen, die quasi von heute auf morgen fehlen.
Auch der Wirtschaftsabschwung ist jetzt langfristiger spürbar. Ich sehe erstmalig in den Einkaufsstraßen wirklich nicht nur punktuell temporär leer stehende Geschäfte, sondern in der Josefstädter Straße sind es gleich drei nebeneinander. Das hatten wir noch nie. Wir sind außerdem ein Studentenbezirk. Mit einem durchschnittlichen Einkommen kann man es sich oft nicht leisten, hier zu wohnen und die Jugend hat maximal ein Durchschnittseinkommen. Da braucht es Lösungen für den Wohnraum.
Die Astoria-Garage öffnet wieder. Wie steht es sonst um die Parkmöglichkeiten?
Es gibt gute Nachrichten für alle Parkplatzsuchenden. Es gibt jetzt die Möglichkeit, im Museumsquartier vergünstigt zu parken. Das war bisher Bewohnern aus dem 7. Bezirk vorbehalten. Jetzt gibt es auch ein Stellplatzkontingent für die Josefstadt dort. Im Bezirk sehen wir aber einen Trend zu immer weniger Autos: Im Vergleich zum Vorjahr wurden es wieder um 130 weniger.
Sie haben einer temporären Haltestelle, eine Idee der ÖVP 8, beim Rathaus eine Absage erteilt, wieso?
Die Wettersituation ist leider suboptimal, aber die Möglichkeiten wurden mit den Wiener Linien geprüft. Dort liegen Betonplatten auf, und es wäre ein zu großes Risiko, ein Wartehäuschen zu montieren. Es ist auch nicht nachhaltig. Letztlich sind wir verantwortlich für eine effiziente Verwendung der Gelder und wir wissen, die Gelder sind jetzt momentan wirklich rar. Ich glaube, das ist eine Sichtweise, die mehrheitlich im Bezirk getragen wird.
Die Wiener Bezirksvorsteher stellen sich in einer neuen Interviewreihe den Fragen der KURIER-Redaktion zu aktuellen Themen in ihren Bezirken.
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