"Jö schau": Georg Danzers Nachlass in Wienbibliothek gesichert
Die Wienbibliothek im Rathaus hat im Herbst 2025 den Nachlass von Georg Danzer übernommen: Fotos, Plakate, Lebensdokumente und Tagebücher gewähren bemerkenswerte Einblicke in die große Bandbreite von Leben und Schaffen des Wiener Liedermachers.
Die nun an die Wienbibliothek gelangten Materialien gewähren spannende Einblicke in diese große Bandbreite von Georg Danzers Leben und Schaffen. Sie reichen von privaten Fotos über Aufzeichnungen zu Tourneen mit diversen Ablaufnotizen und Setlisten bis zu Textzeugen seines literarischen Schaffens und seiner Übersetzertätigkeit aus dem Spanischen.
Der Nachlass Danzers wird zu einer maßgeblichen Forschungsquelle für dessen Liedschaffen, da sich zwar keine Computerdateien überliefert haben, aber hunderte Liedtexte, die mit Korrekturen und Notizen aus der Hand des Autors versehen sind, ist die Direktorin der Wienbibliothek, Anita Eichinger, überzeugt.
Weiters hat Danzer zu den meisten seiner Alben die Leadsheets, die Notation der Harmonien der einzelnen Lieder, aufbewahrt.
"Chronist seiner Zeit"
„Georg Danzer war ein feinfühliger und präziser Chronist seiner Zeit, gesellschaftskritisch in seinen Texten und musikalisch offen für Kollaborationen. Sein Nachlass ist eine wichtige Erweiterung der populärkulturellen Bestände der Wienbibliothek im Rathaus, die das reiche Wiener Musikleben und dessen Netzwerke nachvollziehbar machen,“ Eichinger.
Nachlass Georg Danzers in der Wienbibliothek im Rathaus.
34 handschriftliche Notizbücher, die Danzer seit den 1970er Jahren tagebuchartig führte, erlauben intensive Einblicke in die Stimmungslagen, Gedanken und Arbeitsprozesse dieser Künstlerpersönlichkeit.
"Ganz Wien träumt vom Kokain"
Darin finden sich auch Textentwürfe zu Liedern wie „Ganz Wien träumt vom Kokain“ oder zum gesellschaftskritischen Lied „Feine Leute“ vom gleichnamigen Album von 1979.
In Lebensdokumenten wird seine Herkunft, in Korrespondenzen sein sozialpolitisches Engagement nachvollziehbar. Preise und Ehrungen zeigen die Erfolge, die Danzers Karriere begleiteten, darunter die Auszeichnung als „Star Of The Year 1976“ der englischen Fachzeitschrift „Music Week“ für Danzers Verdienste um die österreichische Popmusik.
Georg Danzer (1946–2007) gilt als einer maßgeblicher Wegbereiter von großem Einfluss auf die Entstehung des „Austropop“ und wichtiger Impulsgeber für die österreichische Dialektwelle der 1970er Jahre, die traditionelle Elemente wie das Wienerlied modern interpretierte.
„Georg Danzers Lieder wirken bis heute, verstand er es doch, Alltagsleben, zwischenmenschliche Erfahrungen und Wiener Schmäh auf das Einzigartigste musikalisch zu verbinden. Das alles in einem zutiefst solidarischen Bewusstsein über die sozialen Grenzen hinweg – ein Wert, der heute wichtiger denn je ist,“ hält Wiens Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) das Vermächtnis von Georg Danzer für immer noch höchst relevant.
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