Installation in Wien: Riesenzehe soll von Anrainern gepflegt werden
Eine riesige Zehe steht seit 14. September im Rudolf-Bednar-Park in der Leopoldstadt. Die rosa Installation - die in dieser Umgebung schnell auffällt - stammt vom Künstler Leopold Kessler. "Ich habe schon einige Körperteilarbeiten gemacht und jetzt war der Zeh dran", sagt der Bildhauer.
Wachstum
Die Zehe stehe für Wachstum. Der Nagel der Zehe wächst jeden Tag um zwei Zentimeter nach, sagt Kessler. Möglich macht das ein Getriebemotor und eine Spindel, die die zwei Meter lange Polystyrol-Nagel-Platte täglich nach vorne schieben. "Der Wachstum dieses Nagels konterkariert die Vorstellung, dass Wachtum Fortschritt bedeutet", sagt Kessler. Ein Nagel müsse immer zurückgeschnitten werden. So auch dieser.
Dazu aufgerufen sind die Anrainerinnen und Anrainer. An ihnen liege es, sich um den Nagel zu kümmern. Die weiche Platte könne mit einer Säge leicht bearbeitet - und gepflegt - werden. "Bisher wurde viel daran herumgearbeitet. Ein Kind hat schon mit einer Säge daran hantiert", sagt Kessler.
Die Pflege der Zehe sei aber nur eine Form der Interaktion mit der Installation. Auch Formen von Vandalismus seien vom Künstler mitbedacht worden. "Gestern ist der Nagel abgebrochen. Das deutet darauf hin, dass jemand darauf herumgesprungen ist. Es sieht ein bisschen aus wie eine Foltertechnik oder ein Unfall", sagt der Künstler.
Gewaltakte wie dieser seien das Gegenteil von Pflege. Aber auch sie sind vom Künstler gewollt, schließlich habe auch Vandalismus eine Bedeutung in der Öffentlichkeit. "Bei dem Zeh geht es um die Momentaufnahme. Der abgebrochene Nagel wird nachwachsen."
Ein Jahr lang bleibt die Installation nun im Rudolf-Bednar-Park. Ob der Nagel weiterhin abgebrochen, geschnitten oder irgendwann sogar bemalt wird, bleibt abzuwarten.
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