Hundstrümmerl im Stiegenhaus: Pensionist griff zur Pistole

Ein Streit um Hundehaufen eskalierte
"Ich hatte ein Blackout", sagt der 70-jährige Wiener am Dienstag vor Gericht. Sechs Monate bedingte Haft.

Ein Hundstrümmerl war schuld. Eigentlich nicht nur eines. Schon länger ärgerte sich ein 70-jähriger Pensionist darüber, dass der Welpe vom Nachbarn ständig im Stiegenhaus des Gemeindebaus in der Gersthofer Straße seine Notdurft verrichtete. Am 15. Juni war es wieder so weit: Der Pensionist erspähte wieder ein Hauferl. Doch diesmal fraß er den Grant darüber nicht in sich hinein. Als er den Nachbarn samt Frau traf, drohte er erst: "Du wirst noch Probleme kriegen. Ich kann dir Leute vorbei schicken." Dann griff er zu einer Pistole, die er im Hosenbund trug und drückte sie dem Nachbarn ins Auge.

Zum Glück passierte nichts Schlimmeres. Der Nachbar - er beherrscht Kampfsport-Techniken - wandte einen gelernten Griff an und entwaffnete den 70-Jährigen.

"Ich hatte ein Blackout", erklärt der Mann am Dienstag vor der Richterin. Der Vorfall tue ihm leid. "Er hat sich in 70 Jahren nichts zu Schulden kommen lassen", sagt sein Anwalt Nikolaus Rast. Aus der Bahn geworfen habe ihn eine schlimme Diagnose. Zwei Tage zuvor, so schildert der Pensionist, habe er von seiner Krebserkrankung erfahren. "Deshalb habe ich auch zwei Flaschen Haselnuss-Schnaps getrunken", erzählt er der Richterin.

Kriegswaffe aus dem Wörthersee

Und ausgerechnet an diesem Tag habe ihn auch ein Bekannter angerufen. Der wollte eine Pistole von ihm kaufen. "Das ist eine Kriegswaffe gewesen. Ich hab sie vor 20 Jahren aus dem Wörthersee raufgetaucht", erzählt er. Er besitzt kein Waffendokument. Die verstorbene Frau allerdings hatte die Befugnis. Und beim Räumen ihrer Verlassenschaft habe er die alte Waffe gefunden und los werden wollen. "Ich hab sie mir in den Hosenbund gesteckt und wollte mich mit dem Freund treffen. Ich wollt' das Ding einfach nur los werden."

Diese Geschichte glauben ihm weder Richterin noch Staatsanwältin. "Das ist eine Ausrede", sagt die Richterin klipp und klar. "Sie haben bewusst die Waffe geholt. Sonst steckt man sie auch nicht in den Hosenbund. Sie haben völlig überzogen auf übliche Nachbarschaftsprobleme reagiert."

"Das wird nie wieder passieren", beteuert der Pensionist. Er habe sich auch schon mehrmals beim Nachbarn entschuldigt. "Aber der will nichts mehr mit mir zu tun haben." Übrigens: Er ist selbst Hundebesitzer. Hebt die Trümmerl seines Tieres aber immer auf und entsorgt sie in der Tonne.

Urteil: Sechs Monate bedingte Haft; rechtskräftig.

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