Hier bleibt die Zeit nicht stehen: Handwerk kehrt zurück ins historische Looshaus

Vom Mode- zum Autogeschäft über eine Bank bis hin zum Schmuckhaus: Das Looshaus schreibt ein weiteres Stück einer bemerkenswerten Geschichte. Ende 1909 von Adolf Loos für den Herrenausstatter Goldman & Salatsch errichtet, sorgte es für Aufsehen. Kaiser Franz Joseph soll es verächtlich „Haus ohne Augenbrauen“ genannt haben.
Es beherbergte nicht nur ein Kleiderhaus, sondern auch eine Maßschneiderei. Im Laufe der Jahre wurde es mehrfach umgestaltet, nun ist der Familienbetrieb Schullin eingezogen – und damit kehrt das Handwerk zurück, denn auch die Uhrmacher-Werkstatt wird ins Looshaus übersiedeln.
Einzigartige Architektur
Bei den Umbauten wurde auf die Loos’schen Vorgaben geachtet, um die einzigartige Architektur zu unterstreichen, nicht zu verdrängen. Die Pläne wurden in Zusammenarbeit mit dem Bundesdenkmalamt umgesetzt.
Den Grundstein für diese Wiederbelebung legte die Rekonstruierung ab dem Jahr 1989. Nachdem das Looshaus 1987 von der Raiffeisenbank Wien übernommen wurde, gab es Bedenken, es würde zu einem modernen Gebäude umgestaltet werden. Doch das Gegenteil war der Fall, die Bank entschied sich unter der Leitung von Alfred Zupancic, den ursprünglichen Zustand wiederherzustellen.

Schullin ist nun in das Looshaus eingezogen und hat dabei den historischen Charme erhalten.
Liebevolle Details
Nachdem die Eingangshalle zuvor ein Autohaus gewesen war und Fassade als auch Werkstatt komplett zerstört worden waren, wurde die historische Architektur neu belebt: Die abgerissene Freitreppe wurde wieder eingeplant, eine freigelegte Stiege original nachgebaut.
Weitere Details wie eiserne Ankerprofile und Mahagonifurniere sind nun wieder zu sehen, ebenso wie Originalteile im Eingangsportal – von der bronzenen Kassettendecke über den Bodenbelag mit Marmorstücken bis hin zu den gebogenen Auslagenscheiben. Für Letztere wurde ein Hersteller in Finnland beauftragt. Auch Fenster und Eingangstüre wurden exakt nach dem Entwurf von Adolf Loos aus Eichenholz und Messing nachgebaut.
Die Familie Schullin feiert dieses Jahr – neben dem Einzug im Looshaus – auch das 50. Jubiläum in Wien. Die Geschäftslokale fanden international Beachtung. Jenes am Kohlmarkt wurde übrigens von Hans Hollein gestaltet und steht – wie das Looshaus – unter Denkmalschutz. MA
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