Herr W. kennt die Justiz von allen Seiten. Der 51-jährige hat 12 Vorstrafen. Eigentlich sitzt er aktuell 15 Jahre Haft wegen schweren Raubes in der Justizanstalt Karlau in Graz ab. Doch bei einem Zahnarztbesuch bekam er Sehnsucht nach Freiheit, türmte - und tat das, was er am besten kann: Raubüberfälle begehen.
Sofort nach seiner Flucht setzte er sich nach Wien ab. Doch was tun, wenn man schwer drogensüchtig ist - und kein Geld hat? "Ich bin ins Jedmayer (Suchthilfe-Einrichtung, Anm.). Ich wollte ins Drogenprogramm. Aber da hätte ich einen Ausweis gebraucht und sie hätten meinen richtigen Namen erfahren", sagt der Mann.
Also fand er einen anderen Weg, um seine Drogensucht zu finanzieren - er überfiel Passanten. Vier Überfälle innerhalb weniger Tage werden ihm im Landesgericht für Strafsachen in Wien angelastet. Die Vorgehensweise war jeweils ähnlich. Er zückte ein Messer und forderte Geld.
"Oma, bist verwirrt?"
Ein Opfer lief weg. Vom nächsten, einem argentinischen Touristen, erbeutete er Dollar und ein paar Euro. Eine ältere Dame bedrohte er in einem Lift beim Matzleinsdorfer Platz. "Ich hab ihn noch freundlich gefragt, ob er zur Straßenbahn oder zum Bus will. Da hat er gesagt, er will Geld, und hat mir das Messer gezeigt", schildert die 75-jährige Pensionistin. Als andere Passanten zustiegen, sprang sie aus dem Lift und schrie: "Nicht einsteigen! Der hat ein Messer!" - "Oma, was ist denn schon wieder mit dir? Bist verwirrt?", antwortete der Räuber.
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An seinem Geburtstag überfiel er die nächste Frau, erbeutete 4,76 Euro - und wurde wenig später festgenommen.
Vor Gericht zeigt er sich teilgeständig. Einen Überfall bestreitet er. An einen kann er sich nicht mehr erinnern. "Die werd' ich schon g'macht haben", meint er. Und er beschwert sich über die Justiz. "Neun Jahre war ich von der Nadel weg. Dann hat mir die Justiz einen Voll-Junkie in die Zelle reingelegt ..."
Er wird zu 16 Jahren Haft verurteilt; nicht rechtskräftig.
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