Wiens Finanzstadträtin Novak: Auf die Neue warten Schweiß und Tränen

Barbara Novak (SPÖ) musste lange warten. Und sie wartete still und geduldig.
Jetzt endlich hat Bürgermeister Michael Ludwig (SPÖ) ihr den Weg zu höheren Weihen geebnet: In der konstituierenden Sitzung des Gemeinderates wird die bisherige SPÖ-Landesparteisekretärin zur neuen Finanzstadträtin gekürt – und damit zu einer der einflussreichsten Frauen der Wiener Stadtpolitik.
Ein Platz in der Stadtregierung war Novak eigentlich schon vor zwei Jahren sicher gewesen. Ludwig wollte, so die Erzählung in der SPÖ, zur Halbzeit der Legislaturperiode seine Regierung umbilden und Novak installieren. Dann kam Corona – und die Polit-Taktierereien mussten warten. Mit dem Abgang von Finanzstadtrat Peter Hanke in Richtung Bund wurde nun aber der geeignete Platz für Novak frei.
Sozialisiert in Döbling
Wer aber ist die Frau, die den vielleicht schwierigsten Job in der neuen Regierung übernimmt? Immerhin wird es Novak sein, die schon in Kürze ein rigoroses Sparpaket orchestrieren muss, um das marode Wiener Budget (halbwegs) auf Vordermann zu bringen.
Novak ist seit langen Jahren in der Wiener SPÖ sozialisiert. In ihrer Jugend war sie Landes- und Bundesschulsprecherin, später Landessekretärin der Jungen Generation, im Alter von 24 Jahren kam sie in den Gemeinderat. Politische Erfahrung sammelte Novak auch im Büro der damaligen roten Staatssekretärin Sonja Steßl.
Seit 2018 ist sie Landesparteisekretärin der Wiener SPÖ – und damit Herrin über eine riesige PR-Maschinerie. Neben Raphael Sternfeld, der für Ludwig die „strategische Kommunikation“ verantwortet, ist sie eine der engsten Vertrauenspersonen des Stadtchefs. So ist sie auch jenen, die sich nicht regelmäßig mit den Untiefen der Wiener Politik beschäftigen, ein Begriff: Novak ist auf Bildern regelmäßig an der Seite Ludwigs zu sehen – sei es am Donauinselfest, am Wahlabend oder bei den Koalitionsverhandlungen, bei denen sie eine zentrale Rolle spielte.
Ungewöhnlich: Barbara Novak stammt aus keiner roten Hochburg – sondern aus dem bürgerlich geprägten Döbling. Seit 2016 ist sie Bezirksparteivorsitzende im 19. Bezirk, wo sie sich mit ÖVP-Bezirkschef Daniel Resch über den Krottenbachradweg ihrer Verkehrsstadträtin Ulli Sima streiten darf. Bei der Gemeinderatswahl holte sie im Bezirk 34,6 Prozent der Stimmen – und damit Platz eins vor der ÖVP.
Novak muss "aufräumen"
Für den neuen Job sei sie bestens geeignet, beeilt man sich, in der SPÖ zu sagen. Das Amt wird „Schweiß und Tränen“ bringen, sagen Parteikollegen. Novak wird „aufräumen müssen“, nicht zuletzt in der Wien Holding. Denn: Vorgänger Peter Hanke habe hier die eine oder andere Baustelle hinterlassen. „An den Details war er nie so interessiert“, hört man. Das werde sich nun ändern müssen. Novak „muss tief in die Materie eintauchen“.
Über die nötige Durchsetzungsfähigkeit und Akzeptanz in der Partei verfügt sie. Und über das Vertrauen des Bürgermeisters: „Unsere Zusammenarbeit war stets von Vertrauen und Verlässlichkeit geprägt“, sagt Ludwig zum KURIER. Novak bringe nicht nur „fundierte wirtschaftliche Kompetenz und langjährige Erfahrung mit, sondern auch jene Disziplin, Konsequenz und Verlässlichkeit, die es gerade in herausfordernden Zeiten braucht“. Mit dem Thema Digitalisierung, dass sie nun als Stadträtin – neben Finanz, Wirtschaft, Arbeit und Internationalem – verantwortet, hat sie sich bereits beschäftigt. Nur die Kompetenz über die Wiener Stadtwerke, die bisher im Finanzressort lagen, hat Ludwig anderweitig vergeben. Nämlich an Verkehrsstadträtin Ulli Sima.
Glaubt man den Gerüchten, die seit Jahren durch die SPÖ geistern, ist der jetzige Posten nur ein weiterer Zwischenschritt für Novak. Sie gilt als Nachfolgerin Ludwigs für das Bürgermeisteramt. Sie wäre die erste Frau in dieser Position. Novak wird erneut warten. Still und geduldig.
Kommentare