Falsche Psychologin „heilte“ in türkischer Community

Falsche Psychologin „heilte“ in türkischer Community
Wien: Richterin verurteilte die 34-Jährige zu einer teilbedingten Haftstrafe

Ezra K. ist eigentlich Verkäuferin. In Wien-Rudolfsheim fiel sie aber vielmehr dadurch auf, dass sie die türkische Community mit Ratschlägen und Antidepressiva versorgte. In sozialen Medien und direkten Gesprächen gab sie sich als Psychologin aus, stellte Diagnosen und verkaufte auch gleich die Medikamente. „Das war nur Lebensberatung unter Freunden über Kindererziehung zum Beispiel. Dafür habe ich kein Geld bekommen, höchstens Spenden.“ Das sieht der Staatsanwalt ganz anders. Mehr als 18.000 Euro soll die Frau (vertreten von Anwalt Philipp Wolm) eingenommen haben, rechnet er vor.

Tipps hatte sie in allen Lebenslagen parat. Der Übersetzer liest einen Facebook-Chat vor. „Ich kann euch als Psychologin helfen“, schreibt Ezra K. da. Oder: „Wenn über Geister gesprochen wird, ist das meistens ein psychologisches Problem.“

„Das ist ein Fake-Profil, das ist nicht von mir“, sagt die 34-Jährige. Sie habe nur freundschaftliche Ratschläge verteilt. Etwa bei pikanten Eheproblemen im Bett. Auch solche Nachrichten liest der Dolmetsch vor. Richterin Claudia Zöllner ist das zu viel Information. „Bitte, in was werde ich da reingezogen?“

Die Behandlung ihrer „Freunde“ war jedes Mal ähnlich. Sie verkaufte ein Antidepressivum. „In der Türkei ist das frei verkäuflich, ich nehme es selbst“, sagt sie. Ein Mann suchte ihre Hilfe, weil er gestresst war. „Sie hat mir erzählt, sie sei Dozentin“, erinnert er sich.

Brust aus der Türkei

Andere „Freunde“ vermittelte sie zu einem Schönheitschirurgen in die Türkei. Etwa zur Brustvergrößerung. Einmal starben bei einem derartigen Eingriff die Brustwarzen der Betroffenen ab. Das Geld für den Eingriff landete auf ihrem Konto.

Urteil: Zehn Monate, davon zwei Monate unbedingt; rechtskräftig. Einen Teil der „Spenden“ muss sie zurück zahlen

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