Einsatztraining bei der Polizei: "Wir kämpfen nicht allein"

Der Oberkörper ist leicht nach vorn gebeugt, die rechte Hand greift die Glock 17 und zieht langsam den Abzug – ein Schuss löst sich und trifft die Video-Projektion an der Wand gegenüber genau in den Brustbereich.
Schießübungen wie diese sind fixer Bestandteil des Einsatztrainings für Polizisten. Diese finden für die Wiener Beamten im Einsatztrainingszentrum in Süßenbrunn statt. In dem 2022 neu errichteten Gebäude werden Exekutivbeamte 20 Stunden pro Jahr auf Einsatztechniken, Taktik und den sicheren Umgang mit Schusswaffen geschult. Bei einem Medientermin am Mittwoch erhielten auch Journalisten einen Einblick in Trainingsszenarien.
"Es braucht viel Fingerspitzengefühl"
In den Raumschießanlagen geht es zunächst um den Umgang mit Waffen. Spezielle rote Glocks dienen zur Einübung mit der Handhabe – Waffen dieser Farbe sind nicht zur Schussabgabe geeignet. Aber auch mit scharfer Munition wird geschossen. Gruppeninspektor Andreas F. erklärt, was unter anderem alles zur Grundausrüstung eines Beamten gehört: Eine Dienstwaffe – meist eine Glock 17 –, Magazine, eine Schutzweste, ein Einsatzgürtel mit Pfefferspray, Teleskopschlagstock, Handschellen sowie ein Funkgerät. Wann setzt man nun welche Waffe ein?
„Es gibt nicht zwingend eine Reihenfolge, also dass man mit der gelindesten Waffe anfangen und sich dann hocharbeiten muss, wenn wir von Haus aus wissen, dass das gelindeste Mittel wahrscheinlich nicht funktionieren wird“, erklärt der Gruppeninspektor. Es gehöre viel Erfahrung und Fingerspitzengefühl dazu, nicht nur rechtliches Wissen.
Zu zweit im Funkwagen
Schauplatzwechsel in einen Raum, der an einen Turnsaal erinnert. Hier werden die Schwerpunkte Einsatztechnik und -taktik unterrichtet. „Wir sind keine Einzelkämpfer. In Wien haben wir das Glück, dass wir am Funkwagen immer zu zweit oder zu dritt sind. Allein kämpfen wir nicht“, erklärt Revierinspektor Franz M. Gemeinsam mit einem zweiten Einsatzleiter zeigt er den Armstreckhebel vor. Ziel ist es, eine Person in Bauchlage zu bekommen. Für das Taktiktraining gibt es in dem Zentrum in Süßenbrunn einen Übungsraum mit einer nachgebauten Wohnung. Hier werden unterschiedliche Szenarien geübt, etwa die Alarmierung wegen einer Lärmbelästigung.
Auch wenn der Fokus auf den Einsatztechniken liegt, dürfe man nicht vergessen, dass „der Beruf eines Polizisten am Ende auch immer ein Sozialberuf ist“, betonte Walter Huber, Landeskoordinator für das Einsatztraining der Wiener Polizei, abschließend.
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