Ein Mariahilfer Park ist auf Namenssuche

Trotz strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel im Dunkeln sitzen. Das geht nicht nur im Kino oder im Theater, sondern auch im Loquaipark im 6. Bezirk. Die riesigen Bäume lassen kaum Licht in den 4.500 Quadratmeter großen Park.
Mit seinem dunklen Grün und im Kontrast zu den prachtvollen Häusern im Grätzl schaut der Platz überhaupt aus wie deplatziert. Einem Dschungel näher als einer Grünanlage in einer Millionenstadt, wirkt er wie ein Stück verwunschene Wildnis.
Allerdings führen die Dunkelheit, der Metallzaun, der den Park umgibt und die wenigen Sitzgelegenheiten dazu, dass der Park nicht zum Verweilen genutzt wird. In den Gastgärten der gegenüberliegenden Lokale „Jelinek“ und „Steman“ sieht das vollkommen anders aus. Die Tische dort sind heiß begehrt.

Der neue Bodenbelag soll den Park aufhellen.
Bisher wirkt der Park wenig einladend. Künftig soll sich das aber ändern. Der Park wird heuer nämlich großräumig umgestaltet. Ein lautstarkes Zeichen ist jetzt schon zu hören: Die Geräusche des Presslufthammers ertönen beim Platz.
Umbau nicht geplant
Dabei war die Umgestaltung gar nicht geplant. „Uns war nämlich nicht bewusst, dass da so viel Änderungswunsch besteht. Das ist erst bei einem Bürgerbeteiligungsprojekt herausgekommen“, sagt Markus Rumelhart, Bezirksvorsteher (SPÖ).
Begonnen wird mit der Umgestaltung des unteren Teil des Parks. Der Spielplatz soll versetzt, mit Wasserspielen ausgestattet und mit neun weiteren Bäumen bepflanzt werden.

Die kugelrunden Tauben fühlen sich bereits wohl.
Auch die Bäume im oberen Bereich dürfen stehen bleiben. Aufgehellt werden soll der Park vor allem durch einen hellen Bodenbelag.
Weichen sollen hingegen die mit Efeu bewachsenen Zäune – Licht soll also auch von der Seite einströmen können. „Früher war der Park nämlich auch offen“, sagt Rumelhart. Ein fließender Übergang zwischen Straße und Park soll entstehen. Allein dadurch werden 420 Quadratmeter Grünfläche gewonnen.
Eine besondere Oase ist der Park für manche aber schon jetzt: Die Rede ist von den Tauben. Die Parkbesucher scheinen eine besondere Vorliebe für die Tiere zu haben. In den Bäumen hängen selbst gebastelte Wasserspender aus Plastikflaschen und immer wieder bringen Passanten ihr altes Brot vorbei. Das erklärt vielleicht, warum die Tauben vom Loquai-Park gar so kugelrund sind.
Ein Name in der Kritik
Im Zuge der Umbauarbeiten stand auch eine Umbenennung des Platzes und des Parks im Raum. Ein neuer Name für den Platz komme aber nicht mehr in Frage.
Politischer Wendehals
Der Unternehmer Ferdinand Loquai war das, was man einen politischen Wendehals nennt. Er wechselte von den Liberalen zu den Demokraten und ab 1889 zu den Antisemiten
Kritik
In einem Artikel im „Neuen Wiener Tagblatt“ 1890 wird der damals neue Bezirksvorsteher Loquai als Mann präsentiert, der davon ausging, dass die christlichen Kinder von den jüdischen Kindern verdorben werden. Die Aufarbeitung dessen entflammte eine Diskussion zur Umbenennung des Loquaiplatzes
Der bürokratische Aufwand für die Anrainer wäre zu groß, heißt es. Bei dem Park sehe das anders aus: Der muss gar nicht umbenannt werden. Der habe nämlich noch gar keinen Namen. Umgangssprachlich wird er immer als „Loquaipark“ bezeichnet. Ein Schild bestätigt das sogar. „In den Benennungsbüchern der Stadt Wien ist der Name aber nicht vermerkt“, sagt Rumelhart. Der Park müsste deshalb überhaupt erst benannt werden.
Grund für die geplante Umbenennung ist der Namensgeber: Der ehemalige Mariahilfer Bezirksvorsteher Ferdinand Loquai – dieser war ein bekennender Antisemit.
Verlorene Synagoge
Auf Namenssuche sei man jedenfalls schon: Die Grünen im Bezirk setzen sich für eine Benennung nach der Historikerin Erika Weinzierl ein. In der Bezirksvorstehung denke man allerdings anderes an: „Wir wollen der Synagoge Schmalzhoftempel, die hier einmal stand, gedenken“, sagt Rumelhart. Eine passende Form wolle man gemeinsam mit der israelitischen Kultusgemeinde finden.
Bis dahin herrscht aber noch Ungewissheit und der Park bleibt weiter namenlos. Licht ins Dunkel soll ab Herbst hingegen in den Park selbst gebracht werden.
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