Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden
Zahl der Krankenstandstage bei den städtischen Mitarbeitern bleibt weiter deutlich höher als bei anderen Berufsgruppen.

Wenig zu fruchten scheinen die betrieblichen Gesundheitsmaßnahmen der Stadt Wien für ihre knapp 65.000 Mitarbeiter. Denn die Zahl ihrer Krankenstandstage ist weiterhin enorm hoch. Das zeigt eine aktuelle Beantwortung einer Anfrage von ÖVP-Gemeinderat Wolfgang Ulm. Demnach waren die städtischen Beamten 2017 im Schnitt 17,5 Tage krank. Bei den Vertragsbediensteten waren es 13,37. Was auffällt: Die Zahlen haben sich in den vergangenen Jahren praktisch nicht verändert.  

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

„Bei den Bundesbeamten sind es lediglich 12,4 Tage, im ASVG-Bereich ebenfalls nur 12,5 Tage“, rechnet Ulm vor. „Hier in Wien haben wir es mit einem systemischen Problem zu tun. Es handelt sich um grobe Fehler im Personalmanagement.“

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

Wolfgang Ulm (ÖVP) kritisiert seit Jahren die hohen Krankenstandszahlen

Diese Diskrepanz begründete die Stadt Wien stets damit, dass im städtischen Bereich der Anteil körperlich anspruchsvoller Jobs deutlich höher sei - wegen der zahlreichen Mitarbeitern etwa bei der Feuerwehr oder im Pflegebereich. Um diese These zu überprüfen, nahm die ÖVP die Wiener Gemeindespitäler (KAV) genauer unter die Lupe, mit rund 30.000 Mitarbeitern der größte städtische Arbeitnehmer. Und sie kam zu verblüffenden Ergebnissen: Während bei den Ärzten, die ständig über Personalnot und Überlastung klagen, die Krankenstandstage extrem niedrig sind, sind sie ausgerechnet in den KAV-Bereichen Verwaltung und Technik überdurchschnittlich hoch.

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

Ein weiterer Punkt aus der Anfragebeantwortung durch den zuständigen Stadtrat Jürgen Czernohorszky (SPÖ) sticht ins Auge: Im Jahr 2017 waren 4487 städtische Mitarbeiter länger als 50 Tage im Krankenstand. Gerechnet auf die Gesamtzahl sind das beachtliche 6,6 Prozent.

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

„Dabei handelt es sich sicher nicht um Menschen, die gerne krank sind oder krankfeiern“, betont Markus Tiller. Er ist Landesvorsitzender der FCG in der zuständigen Gewerkschaft younion. Er kritisiert die mangelhafte betriebliche Gesundheitsförderung im Bereich der Stadt Wien, etwa bei Vorsorge hinsichtlich jener Erkrankungen, die am häufigsten zu Krankenständen führen: Probleme des Bewegungsapparats und psychische Beschwerden.

In der Privatwirtschaft sei man laut Tiller schon wesentlich weiter. Etwa mit der Möglichkeit der Altersteilzeit. „Die Stadt Wien bietet dies nicht an. Das ist ein Armutszeugnis.“ Auch der Wiedereinstieg nach längeren Krankheiten sei oft sehr schwierig.

Im Büro Czernohorszky erklärt man die hohen Krankenstandszahlen mit der Altersstruktur der städtischen Mitarbeiter: "Der Altersdurchschnitt bei der Stadt steigt und liegt derzeit bei knapp 44 Jahren", sagt eine Sprecherin. Tendenz steigend.

Ein Job bei der Stadt Wien kann die Gesundheit gefährden

"Das heißt, in den nächsten zehn bis zwölf Jahren wird ein Drittel der Bediensteten in den Ruhestand treten. Diese Altersstruktur trägt nicht nur zu mehr Krankenständen bei, sondern hat auch auf die Länge von Krankenständen eine Auswirkung: Genesungsprozesse dauern länger", betont die Czernohorszky-Sprecherin. Zur Forderung nach einer Altersteilzeit sagt sie: "Derzeit läuft bei der Stadt die Ausarbeitung eines umfassenden Programms und Maßnahmenplans unter dem Titel ,Arbeitswelt und Gesundheit'. Auch die Flexibilisierung von Arbeitszeiten unter dem Aspekt Gesundheit und Alter ist dabei ein Teil des Programms."

 

Kommentare