Drogenlieferkette von Spanien nach Wien aufgeflogen

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Drogen werden mittlerweile quer durch Europa transportiert. Lkws mit dem Ziel Wien konnten aufgegriffen werden.

15 Millionen Euro – so hoch ist der Straßenverkaufswert jener 1,5 Tonnen Cannabisblüten und Cannabisharz, die eine international agierende Tätergruppe allein nach Wien gebracht haben soll. Und zwar mittels mindestens 13 Lkw-Lieferungen. Einige dieser Lieferungen konnten auf ihrem Weg nach Wien aber gestoppt werden, wie Jürgen Jevsnikar, Leiter des Büros für Organisierte Kriminalität im Bundeskriminalamt nun berichtet.

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In den Plantagen in Niederösterreich und dem Burgenland wurden die Blüten bereits getrocknet. 

Stammen würden die Drogen aus Nordafrika. „Wir gehen von Marokko oder Algerien aus“, sagt Jevsnikar. Über Spanien, Frankreich und Italien seien sie nach Österreich gebracht worden. Dabei sei es dem Bundeskriminalamt in Zusammenarbeit mit den französischen Kollegen gelungen, gleich mehrere Lkws aus dem Verkehr zu ziehen. Frankreich habe zwei Lkws aufgegriffen, insgesamt 500 Kilo Cannabisharz sollen dabei sichergestellt worden sein. Österreich habe einen Lkw mit 95 Kilo Cannabisharz aufgreifen können. Bei einem zweiten habe die Abnehmerstruktur ermittelt werden können. Auch dort seien 110 Kilo Blüten sowie 10 Kilo Cannabisharz sichergestellt worden.

Plantagen ausgehoben

Zudem sei es gelungen, Plantagen in Niederösterreich und dem Burgenland auszuheben, wobei 40 bereits zum Trocknen aufgehängte Cannabisblüten sichergestellt werden konnten, sagt Jevsnikar. Auch seien mehrere Bunkerwohnungen in Wien ausfindig gemacht worden.

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Die aufgegriffenen Drogen. Sie wären für Wien bestimmt gewesen.

Wie sich nämlich herausstellte, wurden die Lkw-Lieferung im Umland Wiens auf kleinere Fahrzeuge aufgeteilt. Jeweils 10 bis 15 Kilo der Drogen seinen anschließend an verschiedene Wiener Adressen gebracht worden, um sie von dort an Straßendealer zu verteilen. „Wir gehen bei der Lieferschiene von einem Kernnetzwerk von 40 Personen aus, die Distribution in Österreich ist aber natürlich um einiges größer“, sagt Jevsnikar. Ausgegangen wird von 100 bis 150 Tätern. Während die Spedition über die Balkanmafia abgewickelt worden sein soll, seien für die Verteilung vor allem nordafrikanische Tätergruppen verantwortlich gewesen.

Kein Einzelfall

Insgesamt hätten in dieser Causa von Dezember bis jetzt 13 Hausdurchsuchungen stattgefunden. 11 Personen seien festgenommen worden. „Uns fehlen aber noch viele Fahrer“, sagt Jevsnikar. Also jene Lieferanten, die die Lkws nach Österreich bringen und dafür pro Fahrt etwa 25.000 Euro erhalten. Auch zu den „high value targets“, also den Hintermännern, werde noch ermittelt.

Ein Einzelfall sei diese Drogenlieferkette aber jedenfalls nicht, sagt Jevsnikar. „Der Modus ist immer sehr ähnlich. Wir sind weit entfernt davon, dass – wie es früher war – kleine Suchtgiftmengen an kleine Verstecke geliefert werden. Der Tenor ist, dass gewaltige Mengen mit Lkws quer durch Europa gebracht werden.“ Ein Aufgriff werde dabei in Kauf genommen.

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