Die Gruft zieht in den Pfarrhof

Die Gruft zieht in den Pfarrhof
Die Caritas plant einen Ausbau der Gruft bis zum Jahr 2013. Anrainer des künftigen Neubaus haben Bedenken.

Die wohl bekannteste Obdachloseneinrichtung Österreichs, die Gruft der Caritas, soll ausgebaut werden. Das ergaben Recherchen des KURIER. Das Sozialprojekt in Mariahilf, das den Ärmsten der Armen täglich eine warme Mahlzeit und eine Bleibe für die Nacht bietet, soll bis zum ersten Halbjahr 2013 im nahe gelegenen Pfarrhof einen zweiten Standort erhalten. Erste Probebohrungen haben bereits stattgefunden. Entsprechende Pläne liegen dem Bezirk vor.

Klaus Schwertner, Sprecher der Caritas, bestätigt das Vorhaben: "Wir prüfen derzeit mehrere Varianten." Der Grund: "Nach 25 Jahren nagt der Zahn der Zeit an der Einrichtung unterhalb der Barnabitenkirche." Zudem sei ein einziger Raum Esszimmer, Wärmestube und Ort für die Kleiderausgabe zugleich. "Und wenn dann jeden Abend die Tische zur Seite geschoben werden, schlafen die obdachlosen Menschen dicht gedrängt am harten Boden auf Matten. Wir haben dringenden Handlungsbedarf."

Außerdem verzeichneten die Mitarbeiter der Gruft 2010 einen massiven Anstieg bei den Essensausgaben. Der Andrang sei so "groß wie nie", hieß es zuletzt in einer Aussendung. Insgesamt wurden im Vorjahr 87.670 Mahlzeiten ausgegeben, 2009 waren es noch 82.690.

Hinter der Barnabitengasse, im Pfarrhof, soll deshalb ein eingeschoßiger Neubau entstehen, der ab 2013 als Tageszentrum genutzt werden dürfte. "Die Schlafstellen bleiben unter der Kirche", sagt Schwertner.

Bedenken

Dass der Pfarrhof nun von Grün- in Bauland umgewidmet werden soll, stößt aber auch auf Widerstand. "Wir wollen bei der Gestaltung des Ausbaus ein Wörtchen mitreden", sagt Claudia Heinisch, die mit einigen Nachbarn eine Bürgerinitiative gegründet hat. "Laut den derzeitigen Plänen würden alle zehn Bäume, die jetzt im Hof stehen, dem Projekt zum Opfer fallen", sagt Anrainer und Architekt Günter Lautner. Heinisch ergänzt: "Mit dem Wald, der hier, im grünärmsten Bezirk Wiens, im Sommer erblüht, wäre es dann vorbei und wir hätten die Sanitäranlagen der Gruft direkt vor unserer Nase."

Unterstützung für die Initiative "Rettet die Pfarrhofbäume" kommt auch von den Bezirksgrünen. Susanne Jerusalem: "Der Ausbau ist wichtig, doch er muss ökologisch sinnvoll sein." Schwertner beruhigt: "Selbstverständlich nehmen wir Sorgen der Bevölkerung ernst und wir sind auch bei den Details des Projekts gesprächsbereit."

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