Caritas eröffnet erstes stationäres Hospiz in Wien

Im Durchschnitt befinden sich Patienten fünf Wochen in der Einrichtung.
Ingeborg Hartmann sitzt an einem Tisch im Aufenthaltsraum des neuen Hospiz in Liesing und spielt mit einer Bekannten und einer Pflegerin ein Brettspiel. Die 83-Jährige ist seit 19. September in dem neuen Hospiz-Zentrum in der Pflegeeinrichtung.
"Entsprechend meiner Diagnose bin ich hierhergekommen. Vom ersten Moment an habe ich mich hier wie zu Hause gefühlt", erzählt die gebürtige Wienerin.
Die am Mittwoch offiziell eröffnete Station, die gemeinsam mit der Organisation "Casa Leben" betrieben wird, ist bereits seit einigen Monaten in Betrieb. Platz ist hier für 16 Personen. Bisher sind im Zentrum bereits 25 Menschen bis an ihr Lebensende begleitet worden.
"Bedarf ist groß"
"Das Alter der Betroffenen lag zwischen 42 und 97 Jahren. Im Durchschnitt halten sich Patienten rund fünf Wochen dort auf. Mit den 16 Plätzen handelt es sich um das größte stationäre Hospiz Wiens", sagt Caritasdirektor Klaus Schwertner bei der Pressekonferenz.

Das in einer Pflegeeinrichtung in Liesing untergebrachte Zentrum ergänzt das mobile Angebot der Caritas.
Der Bedarf in dem Bereich sei groß. Nach wie vor würden viele Menschen, die palliative Begleitung brauchen, in Spitälern, von der Hauskrankenpflege oder in Pflegewohnhäusern betreut - meist ohne spezifisches Palliativangebot, heißt es von der Caritas.
232 Besuche
Allein im Vorjahr wurden laut Harald Weikl, Leiter des Hospizbereiches bei der Caritas, rund 2.280 Menschen sowie deren Angehörige in Wien und Niederösterreich durch das Hospiz-Team betreut. Insgesamt stehen in Wien fünf Hospizteams sowie vier mobile Palliativteams im Einsatz. So umfangreich die Hilfsangebote im mobilen Bereich bereits wären, so ausbaufähig seien diese noch im stationären Bereich, sagt Schwertner.
Eine umso wichtigere Bedeutung komme dem neu eröffneten Zentrum in Liesing zu. "Das an mehreren Tagen pro Woche geöffnete Tageshospiz im 23. Wiener Gemeindebezirk verzeichnete bereits 232 Besuche. Neben den 70 hauptamtlichen Mitarbeitern leisteten 262 ehrenamtliche Mitarbeiter im Vorjahr knapp 16.000 unbezahlte Einsatzstunden für Menschen am Ende ihres Lebens", ergänzt Weikl.

Ingeborg Hartmann erzählt, sie habe sich vom ersten Moment an wie zuhause gefühlt, seit sie in der Einrichtung untergebracht ist.
Hilfsorganisationen wie die Caritas konnten viele ihrer Angebote hauptsächlich durch Spenden und speziell ausgebildeten freiwilligen Teams aufrecht erhalten, erklärt Schwertner. Für eine Trendumkehr sorgte dann das Hospiz- und Palliativfondsgesetz im Jahr 2022.
"Die Verbesserungen durch das Hospiz- und Palliativfondsgesetz sind deutlich sichtbar und spürbar. Erst vorige Woche haben wir ein neues Tageshospiz in einem anderen Bezirk eröffnet", sagt auch Stadtrat Peter Hacker bei dem Medientermin.
Grundlage für Regelfinanzierung
"Das Gesetz schafft die Grundlage für eine Regelfinanzierung und für deutlich mehr Tempo beim flächendeckenden Ausbau von Hospizangeboten in Österreich", erklärt der Caritasdirektor.
- Die Caritas Hospiz der Erzdiözese Wien hatte 2024 insgesamt 332 Mitarbeiter, davon 70 haupt- sowie 262 ehrenamtlich.
- Im vergangenen Jahr wurden 2.280 Menschen sowie deren Angehörige betreut.
- Das Durchschnittsalter der vom Caritas Hospiz begleiteten Betroffenen lag in den vergangenen beiden Jahren bei rund 73 Jahren.
- 70 Prozent der Bewohner litten an einer Krebserkrankung.
- Die durchschnittliche Betreuungsdauer pro Begleitung durch die Palliativteams betrug etwa 57 Tage.
Ingeborg Hartmann erkennt den Caritasdirektor sofort auf der Pressekonferenz. "Ich habe sie auf Fotos gesehen", sagt die 83-Jährige zu Schwertner. Sie erzählt, dass sie zu Hause nicht mehr viel machen habe können. "Außer lesen und Rätsel habe ich nicht mehr geschafft. Hier habe ich viel mehr Möglichkeiten."
Man müsse jeden Tag genießen, wenn man nicht wisse, wie viele man noch hat, sagt die 83-Jährige.
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