Diese Maßnahme soll nun mit 1. Juli auf Sonn- und Feiertage ausgeweitet werden, wie der KURIER erfuhr. "Dabei werden alle 52 Polizeiinspektionen, die derzeit ohne 24-stündigen Parteienverkehr (6-18 Uhr) besetzt sind, einbezogen", bestätigt Anna Gutt, Sprecherin der LPD.
Es bestehe an Sonntagen und Feiertagen weiterhin die Möglichkeit, die rund um die Uhr für Parteianliegen geöffneten Polizeiinspektionen aufzusuchen, so Gutt. An Sonn- und Feiertagen kann demnach nur mehr an 29 Standorten in Wien Anzeige erstattet werden.
"Alle 81 Wiener Polizeiinspektionen waren zuvor rund um die Uhr für Bürgeranliegen geöffnet, obwohl der Bedarf der Bevölkerung nicht mehr in diesem Ausmaß gegeben war, wie dies vor Jahrzehnten noch der Fall war", so die Sprecherin.
"Nicht mehr zielführend"
Aus diesem Grund sei eine durchgehende Öffnung aller existierender Polizeiinspektionen in Wien nicht mehr zielführend, insbesondere im Hinblick auf den Ausbau der Möglichkeit, auch online Anzeige zu erstatten.
Aufgrund positiver Erfahrungen aus dem Probebetrieb des bereits eingeschränkten Parteienverkehrs weite man die Maßnahmen nun auch auf den Sonn- und Feiertag aus, "um sich so noch intensiver den tatsächlichen Bedürfnissen der Bevölkerung zu widmen und weiter den Fokus auf den Kernbereich der polizeilichen Aufgaben, dem exekutiven Außendienst, zu setzen", heißt es von der LPD Wien.
Ähnlich argumentierte man auch im Herbst vor zwei Jahren, als bekannt wurde, dass nachts statt der 81 nur noch 29 Inspektionen für Bürger von 19 bis 7 Uhr geöffnet haben.
Kritik an den neuen Plänen der LPD kommt vonseiten der Gewerkschaft. "Durch die Maßnahme kommt es zu einer Ungleichbehandlung der Kollegen, die nicht fair ist. Manche werden zwar entlastet, aber bei anderen steigt die Belastung", sagt der Vorsitzende des Fachausschusses der Polizeigewerkschaft in Wien, Walter Strallhofer, von der FSG.
"Weniger Polizisten einsatzbereit"
Auch angesichts der aktuellen Ereignisse sehe er die Tatsache kritisch, dass an Sonn- und Feiertagen viel weniger Polizistinnen und Polizisten einsatzbereit wären. "Die Personal-Stände werden dadurch ja auch runtergefahren", so Strallhofer. Zudem seien wichtige Vorkehrungen, die man seitens der FSG gefordert hatte - wie ein Notrufknopf im Eingangsbereich der Polizeiinspektionen - nach wie vor nicht umgesetzt worden.
"Es kann auch vorkommen, dass Polizeiinspektionen bis zu 72 Stunden durchgehend geschlossen sind. Das könnte zum Beispiel im Dezember passieren, wenn nach dem 25. und 26. Dezember ein Sonntag folgt", so der Gewerkschafter.
2,18 Millionen Überstunden in Wien
Hintergrund der Maßnahme ist unter anderem auch die hohe Anzahl an Überstunden, die die Beamtinnen und Beamten leisten. "Ich verstehe nicht, dass der Dienstgeber diese Pläne als Entlastung verkauft. Man sollte den Leuten reinen Wein einschenken und konkret sagen, dass es sich dabei um eine Sparmaßnahme handelt", sagt Gerhard Zauner (FCG), stellvertretender Vorsitzender im Fachausschuss in Wien.
Allein in Wien brachten es die rund 7.200 Polizistinnen und Polizisten laut Landespolizeidirektion 2024 auf 2,18 Millionen Überstunden.
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