Die Artothek in Wien: Wo es Kunst zum Ausborgen für Zuhause gibt

Von den 1.900 Werken der Artothek ist im Durchschnitt die Hälfte verliehen. Die verfügbaren Bilder kann man in der Felderstraße 6 ganz genau betrachten.
Von Malereien bis hin zu verschiedenen Druckgrafiken und Fotos – all das kann man sich in der Artothek des Wien Museum bis zu zwölf Monate lang ausleihen.

Von Jasmin Sharma

Zufrieden nickt das Ehepaar beim Betrachten des Gemäldes. Sie sind wieder einmal fündig geworden. Behutsam legen sie das bunte Kunstwerk auf den Tresen. Mitarbeiterin Corina packt es sorgfältig in den Karton. „Bis nächstes Jahr“, ruft Corina den beiden nach, als sie die Artothek des Wien Museums verlassen. Seit elf Jahren leiht sich das Ehepaar hier Gemälde aus.

Die Kunst zum Leihen wird in der Felderstraße 6 gleich neben dem Rathaus angeboten. Der KURIER hat sich erkundigt, wie es funktioniert.

Das Prinzip ist ähnlich wie in einer Bibliothek: Ohne Voranmeldung kann jeder und jede in der Artothek vorbeischauen. Für drei Euro pro Monat und pro Bild können hier Kunden temporär Kunst zu sich nach Hause mitnehmen. Pro Haushalt dürfen maximal vier Kunstwerke ausgeliehen werden, längste Leihperiode: zwölf Monate. Spätestens danach kommen die Werke wieder zurück in die Artothek und können von anderen Interessenten mitgenommen werden.

1.900 Kunstwerke

Ausborgen kann jeder mit Haupt- oder Nebenwohnsitz in Wien und im Umkreis von 25 Kilometern. Für das erste Mal braucht man Meldezettel und Lichtbildausweis. Danach kann man gleich starten, die insgesamt fast 1.900 Werke durchstöbern – zumindest jene von ihnen, die gerade nicht ausgeliehen sind. Denn in der Regel ist meist die Hälfte vergeben.

Die Kosten sind vorab zu bezahlen, darin ist auch die Versicherung für die Bilder inkludiert. „Es ist ein günstiges Angebot, das für viele erschwinglich ist, auch für junge Menschen, die vielleicht in die erste Wohnung ziehen“, erklärt Esther, eine weitere Mitarbeiterin.

Kunst für Wiener

Initiiert wurde die Artothek im Jahr 1979 vom damaligen Wiener Kulturstadtrat und späteren Bürgermeister Helmut Zilk. Seit 1951 kauft die Stadt Wien Werke von Künstlerinnen und Künstlern mit Wien-Bezug an. Ein Teil dieser Sammlung soll durch die Artothek für die Wiener Bevölkerung zugänglich sein. Mitarbeiterin Esther beschreibt die große Vielfalt des Bestands: „Bei uns sind Werke von Kunststudentinnen wie auch Werke von bekannteren Kunstschaffenden zu finden.“

Und was ist bei den Kunden am meisten gefragt? „Bunte Landschaften im Großformat oder bunte ungegenständliche Malerei, aber Hauptsache fröhlich“, beschreiben die beiden Mitarbeiterinnen.

Die meisten Menschen leihen sich im Halbjahres- oder Jahrestakt Bilder aus. Esther und Corina erzählen auch von einer Stammkundin der Artothek, die soviel Abwechslung wie möglich möchte und daher jeden Monat ihre Werke tauscht.

Andere versuchen, Bilder für den Winter oder den Sommer zu leihen, und manche warten darauf, immer wieder dasselbe Werk auszuborgen, erklärt Esther. In dem Moment spaziert schon das nächste Paar herein und beginnt, die Schiebewände nach ihrem nächsten Kunstwerk zu durchstöbern.

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