Fiktive Wiener Fernsehanstalt: Fernschauen, aber auf ARG

Die fiktive Fernsehanstalt ARG TV
Vom 05. bis zum 12. Oktober kann man beim temporären Kunstprojekt ARG TV zuschalten. Es heißt: 168 Stunden Fernsehen für alle.
Julia Deutsch

Julia Deutsch

Bald sind meine Augen viereckig. Seit Sonntag 20 Uhr schaue ich bereits fern. Ein Flashback in meine unbeschwerte Kindheit. Damals, im gesetzlosen Haushalt meiner Großeltern, lag das Paradies: literweise Cola und stundenlanges Fernsehen. Mittlerweile bin ich mündig und darf selbst entscheiden, was ich wann konsumiere. 

Seit besagtem Sonntag ist das eben der neue, temporäre Wiener Fernsehsender ARG TV. Den kann man live in der WAF Galerie in der Schadekgasse verfolgen oder bequemer via www.arg.world/tv. Ganz schön ARG, wie viele gute Sachen hier gesendet werden. Schon der Trailer dafür ist ARG spannend, weil unerfindlicherweise die US-Ikone John Malkovich darin auftritt.

Arges Programm

Bisher habe ich folgende Inhalte zu meiner Cola genossen: (Kurz)-Filme von Pipilotti Rist, Barbara Albert und dem Kollektiv Gelitin. Außerdem Nachrichten, die von einem (echten?) Alien moderiert wurden, eine Shopping-Sendung für Produkte von Wiener Designerinnen und Designern mit avantgardistischem Touch, ein Liebeshoroskop und die Talkshow aus Wien "The Weekend Show".

Die verantwortlichen Wiener Künstler:innen sehen das Programm als ein 168 Stunden andauerndes Aufbegehren gegen Verwertungslogik und Oberflächlichkeit. Eine Einladung, Fernsehen neu zu denken. Noch bis zum 12. Oktober will ich weitermachen und schauen, schauen, schauen. Zum Beispiel Streifen von Filmemacher:innen wie Eugene Kotlyarenko, Özgür Anil oder Kurdwin Ayub. Auf mein persönliches Highlight warte ich auch noch: die Übertragung des Käfigfußballspiels von den Kindern am Schöpfwerk. Es gehört wirklich mehr ferngesehen! Nächste Woche bleibt mir dann eh wieder nichts anderes übrig, als den Streamer einzuschalten, um mir Staffel 46 aus dem "Love Is Blind"-Franchise reinzuziehen. Die Augen lasse ich mir aber gern zuvor noch mit Kultur viereckig formen. Auch, wenn das jetzt ein bisserl ARG klingt.

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