Vor dem ersten Arbeitstag als Sanitäter: 19-Jähriger rettet Leben

Es war ein lauer Herbstabend bei einem Liesinger Heurigen, als ein 71-Jähriger aufgrund eines Herzstillstands plötzlich umkippte. Nur wenige Momente später leuchtete das Handy von Matthias Formanek auf. Die sogenannte „Lebensretter-App“, eine App die registrierte Ersthelfer im Umkreis von 400 Metern informiert, schlug Alarm. Der 19-Jährige, der erst wenige Wochen zuvor seinen Zivildienst bei der Wiener Berufsrettung beendet hatte, machte sich sofort auf den Weg.
Als der ausgebildete Rettungssanitäter in dem Gastgarten eintraf, herrschte Chaos: „Die Rettungskette war in Gang gesetzt, aber alle waren hektisch. Als ich gesagt habe, dass ich Sanitäter bin, hat sich die Situation etwas beruhigt und ich habe die medizinischen Erstmaßnahmen getroffen, bis die Polizei mit dem Defibrillator da war.“
Jede Minute zählt
Da Minuten in solchen Fällen über Leben und Tod entscheiden können, rät die Berufsrettung, nicht in Panik zu verfallen, sondern den Notruf abzusetzen und dann den Anweisungen der Leitstelle zu folgen. Das Personal sei geschult, Laien bei der Reanimation telefonisch zu unterstützen, bis die Profis eintreffen. Formanek stimmt zu: „Das Schlimmste, was man in solchen Situationen tun kann, ist nichts zu tun.“
Eine Herzdruckmassage sei keine Hexerei und man könne nicht viel falsch oder schlimmer machen, so der Lebensretter. Die Alternative sei immer schlimmer, denn Studien würden zeigen: Nach einem Herzkreislaufstillstand sinken die Chancen ohne Folgeschäden zu überleben mit jeder Minute, in der nichts passiert, um zehn Prozent.

Landespolizeidirektor Pürstl ehrte den 19-jährigen Sanitäter.
Im Fall des 71-Jährigen funktionierte die Rettungskette – auch dank des beherzten Einschreitens von Formanek – perfekt. Der Mann konnte das AKH kurz nach dem Vorfall ohne Folgeschäden verlassen. Für den 19-Jährigen, der eigentlich Feuerwehrmann werden wollte, nach seinen Erfahrungen bei der Berufsrettung aber umschwenkte, ist das die schönste Seite an seiner Arbeit: „Wenn man erfährt, es ist gut ausgegangen, man hat ein Leben gerettet – das motiviert, das ist unbezahlbar.“
Lange, stressige Nächte
Formanek, der gerade die umfangreiche Ausbildung zum Notfallsanitäter absolviert, macht kein Geheimnis daraus, dass ein derart verantwortungsvoller Beruf belastend sein kann: „Natürlich ist so etwas immer eine Ausnahmesituation und somit eine gewisse Aufregung dabei. Besonders, wenn man bedenkt, dass wir in manchen Nächten zu zehn Einsätzen fahren.“ Spaß und Freude würden aber zumeist überwiegen, auch weil er fast täglich etwas Neues lerne.
„Lebensretter-App“
Die App informiert registrierte Ersthelfer bei einem Herzstillstand im Umkreis von 400 Metern. Nach Bestätigung der Verfügbarkeit werden sie per Navigation zum Einsatzort oder zum nächsten Defibrillator geleitet. Ziel ist es, schnell lebensrettende Hilfe zu leisten, noch vor dem Eintreffen der Rettungskräfte. Infos: www.lebensretter.at
1.800 Reanimationen
Zu so vielen Wiederbelebungen fährt die Berufsrettung jährlich aus.
Dieser Eifer wurde nun sogar ausgezeichnet. Wiens Landespolizeidirektor Gerhard Pürstl ehrte den Sanitäter als „Dank und Anerkennung für seine engagierte Arbeit“ im Zuge einer feierlichen Zeremonie. Eine Ehre, die laut Berufsrettung noch nicht vielen zu Teil wurde – schon gar nicht „Zivis“. Umso größer ist die Freude, dass Formanek mittlerweile fixer Teil des Teams ist.

Rainer Gottwald, Chef der Wiener Berufsrettung
„Wir sind stolz, dass unsere hervorragend geschulten Mitarbeiter ihr Können auch in der Freizeit einsetzen und Menschen helfen“, gratulierte auch Rainer Gottwald, Leiter der Berufsrettung, seinem angehenden Notfallsanitäter.
Niemand aber dürfte sich mehr über die Courage des jungen Mannes freuen, als jener 71-Jährige, der ihm sein Leben verdankt. Denn er kann heute wieder sorgenfrei auf einem Heurigenbankerl sitzen.
Kommentare