Keine Pizza für Juden? Aufregung um Lokal im 15. Bezirk

Heute erweisen wir der Pizza alle Ehre mit den besten Tipps und Rezepten
Ein mutmaßlicher Fall von Antisemitismus mitten in Wien sorgt für Aufregung und Empörung. Auch das Landesamt Staatsschutz und Extremismusbekämpfung (LSE) wurde eingeschaltet, heißt es auf KURIER-Nachfrage bei der Polizei.
Der israelisch-amerikanische Cellist und Dirigent Amit Peled berichtete auf seiner Facebook-Seite von einem schockierenden Besuch einer Wiener Pizzeria im 15. Bezirk: Gemeinsam mit dem Geiger Hagai Shaham und der Pianistin Julia Gurvitch wollte man vor einem Konzert in der Bundeshauptstadt "eine Kleinigkeit" essen. "Natürlich unterhielten wir uns untereinander auf Hebräisch." Doch dann sei Folgendes passiert:
Nachdem der Kellner die Bestellung aufgenommen hätte, sei dieser zurückgekommen und habe gefragt, in welcher Sprache man sich unterhalte. "Ich antwortete: 'Hebräisch natürlich.'" Er sah mir direkt in die Augen und sagte ohne zu zögern: 'In diesem Fall gehen Sie bitte. Ich werde Ihnen kein Essen servieren'“, schreibt Peled.
"Willkommen in Europa, 2025"
Der 52-jährige Musiker sei schockiert und gedemütigt gewesen. Doch ebenso empörend seien die Reaktionen der anderen Gäste in dem Lokal gewesen: "Was uns noch tiefer traf, war das, was als Nächstes kam – oder besser gesagt, was nicht kam. Die Menschen um uns herum waren sichtlich erschrocken, einige warfen uns mitfühlende Blicke zu ... und dann kehrten sie still zu ihrem Essen, ihren Gesprächen, ihrem Wein zurück – als wäre nichts geschehen", schildert Peled. Sein bitteres Resümee: "Willkommen in Europa, 2025."
Auf Facebook folgte allerdings umgehend eine Solidarisierung mit den Musikern - Tenor: Man möge den mutmaßlich arabischstämmigen Lokalbesitzer nicht mit Wien generell gleichsetzen. Scharf verurteilt wird aber das Wegsehen der anderen Lokalbesucher: "Eine Schande in Österreich/ Wien! Und die Gäste sollten sich schämen, nicht eingegriffen zu haben!", postete ein User.
Der KURIER versuchte am Sonntag, eine Stellungnahme des Lokalbesitzers einzuholen - bisher vergeblich. Angeblich dementiert er den Vorfall.
Volle Aufklärung der Vorwürfe forderte am Sonntag der für den Kampf gegen Antisemitismus zuständige Staatssekretär Alexander Pröll (ÖVP). "Wer jüdische Gäste wegen ihrer Sprache aus einem Lokal weist, greift nicht nur jüdisches Leben an - er stellt sich gegen die Grundwerte unserer Republik", meinte Pröll in einer Stellungnahme und sprach von einem "beschämenden Alarmsignal". Derartige Vorfälle hätten in Österreich keinen Platz.
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