Anrainer: Kein Feldhamster mehr im Favoritner Volkspark

Europäischer Hamster sitzt in einer Wiese
Hilferuf: Der Pensionist Wolfgang Helfer vermisst die kleinen Nager vor seinem Küchenfenster.
Von Uwe Mauch

Der Name Wolfgang Helfer ist inzwischen ein Begriff – in der MA 22 (zuständig für Umweltschutz), in der MA 42 (Stadtgartenamt), im Büro des Bezirksvorstehers des 10. Bezirks, Marcus Franz (SPÖ), und in allen Redaktionen Wiens, so auch im KURIER.

Anwalt der Feldhamster in Favoriten: Wolfgang Helfer.

Anwalt der Feldhamster in Favoriten: Wolfgang Helfer.

Eine Art Helfersyndrom

Man kann langsam unruhige Füße bekommen, wenn der 81-jährige HTL-Ingenieur im Ruhestand vom Hundertsten ins Tausendste kommt. Und wenn er seine Forderungen zu wiederholen beginnt. Es ist nur so, dass sich der Mann, der in seinem Berufsleben viel von der Welt gesehen hat, ernsthaft Sorgen macht.

Helfers größte Sorge gilt derzeit dem schützenswerten europäischen Hamster (lat. Cricetus cricetus), wie er bei einem Kontrollgang durch den Volkspark unterhalb des Laaerbergbads erzählt: „Seit zwei Jahren habe ich keinen Feldhamster mehr im Park gesehen.“ Das soll zuvor anders gewesen sein: „Da hatten wir auch Eichkätzchen, Igel und Hasen. Alle weg.“

Auf die Frage, warum ihm das nahe geht, erklärt Herr Helfer: „Ich habe einmal ein Meerschweinchen aus meiner Verwandtschaft übernommen, weil ich gerne auf der Seite der Schwachen stehe. Und habe dann das Tier bestmöglich gepflegt.“

Die kleinen Nager hätten besonders bei seinen älteren Nachbarn für Momente der Freude gesorgt, erklärt der Tierschützer. Jedoch sehen das nicht alle in der Pioniersiedlung an der Favoritenstraße so. Es gibt dort auch Nachbarn, die vor Ratten Angst haben. Und die dafür sind, dass einmal im Jahr Rattengift ausgelegt wird.

Dass es Ratten gibt, zeigt sich bei der Parkrunde mit dem Anwalt der Hamster: er steigt beinahe auf eines der wenig geliebten Tiere drauf, vor denen er sich aber nicht fürchtet: „Das sind doch auch Lebewesen. Ich versteh’ überhaupt nicht, dass man sie vernichten muss.“

Von den Menschen in den Magistraten ist Wolfgang Helfer hingegen enttäuscht: „Man redet zwar eh sehr nett mit mir, aber wenn es darauf ankommt, dann tauchen die meisten einfach unter.“

Der private Kritiker, der sich nicht mundtot machen lassen will, ortet „ein großes Geschäft für Rattenvertilger“. Dass für Menschen Gefahr von infizierten Ratten ausgeht, sieht er nicht.

Seine Forderung an die Verantwortlichen im Bezirk und in der Stadt lautet: „Ich möchte bitteschön, dass man die Feldhamster und auch die anderen Nager in unserem Park wieder ansiedelt.“

Tafel in der Pioniersiedlung. Auf der steht: „Ich lebe hier und stehe unter Naturschutz.“

Tafel in der Pioniersiedlung: „Ich lebe hier und stehe unter Naturschutz.“

Für die Kinder der Kinder

Jemand hat in der Siedlung Tafeln aufgestellt, auf denen Hamster und Igel zu sehen sind. Über den Bildern steht: „Ich lebe hier und stehe unter Naturschutz.“

Noch ein Grund, warum sich Wolfgang Helfer für die Nagetiere einsetzt: „Damit auch noch die übernächste Generation in unserer Stadt Tiere zur Ansicht bekommt.“

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