Radau nach Akademikerball-Demo, Lugner tanzte mit Hofer an

Eine Menschenmenge zündet bei Nacht rote und grüne Bengalos in einer Stadt.
900 Polizisten sind vor Ort. Der Einsatz ist aber noch nicht beendet, einzelne Gruppen ziehen derzeit durch die Stadt.

Von Daniel Jamernik, Julian Waldbauer

Der Akademikerball und die Demonstrationen dagegen haben in Wien bereits Tradition. Am Freitagabend versammelten sich rund 2.000 Menschen vor der Universität am Ring. Ein Protestzug, der von der „Offensive gegen Rechts“ initiiert wurde. 

Polizisten stehen bei einer Demonstration im Rahmen des Akademikerballs 2024 in Wien.

Die Polizei ist mit rund 900 Einsatzkräften vor Ort.

Mehrere Wiener Polizeiwagen stehen in einer Reihe.

Auch aus anderen Bundesländern wurden Einsatzkräfte nach Wien beordert.

Eine Gruppe Polizisten geht bei Dämmerung auf einer Straße in Wien.

Rund um den Burschenschafter-Ball wurden fünf Kundgebungen angemeldet.

Eine Demonstration mit Schildern und Transparenten zieht durch eine beleuchtete Straße.

Eine Demonstration mit roter Fahne und einem Banner mit der Aufschrift „Unsere Solidarität von unten gegen ihren Rassismus von oben“.

Die „Offensive gegen Rechts“ hat wieder zu einem Demonstrationszug durch die Innenstadt aufgerufen.

Eine Demonstration mit Bannern, darunter „Österreich ist Täteros“ und „Klassenkampf statt Vaterland“.

Rund 2.000 Personen nehmen an der Demonstration durch die Wiener Innenstadt teil.

Demonstranten halten Schilder mit Aufschriften wie „Nazis raus aus dem Parlament“.

Die Demo-Route führt vom Schottenring über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt, die Rotenturmstraße bis zum Stephansplatz. 

Eine Menschenmenge demonstriert mit Schildern, auf denen „Lieber links-grün versifft als blauer Faschist“ steht.

Aufgrund der Demonstrationen sowie des Platzverbotes wird es in und um die Innenstadt zu Verkehrsbehinderungen kommen, so die Polizei. 

Eine Frau demonstriert mit einem Schild, auf dem „Oaschloch Nazis Raus!“ steht.

Der Ring ist seit 16 Uhr zwischen Operngasse und Schottengasse für den Fahrzeugverkehr gesperrt. 

Eine Demonstration mit roten Fahnen und Schildern in einer beleuchteten Straße.

Auch Pyrotechnik kam bereits zum Einsatz.

Eine Demonstration mit roter Fahne und einem Banner mit der Aufschrift „Unsere Solidarität von unten gegen ihren Rassismus von oben“.

Der Stephansdom in Wien ist nachts von einer Menschenmenge umgeben.

Am Stephansplatz fand eine Abschlusskundgebung statt.

Unter dem Motto „Kein Platz für Faschos“ zogen sie um kurz nach 18 Uhr über die Wipplingerstraße, den Hohen Markt und die Rotenturmstraße. Der Demozug erreichte um 19 Uhr den letzten Stopp der Route: Der Stephansplatz. Dort fand eine Schlusskundgebung statt, zuvor waren noch laute Sprechchöre zu hören.

Vermummte zündeten Bengalische Feuer

Aus Sicht der Polizei verlief die Demonstration friedlich: "Es wurden vereinzelt ein paar pyrotechnische Gegenstände gezündet, ansonsten ist die Demo jedoch ruhig verlaufen", sagte Polizeisprecherin Julia Schick. Nach dem offiziellen Ende zogen allerdings Gruppierungen durch die Innenstadt. Einige Personen waren vermummt und zündeten Bengalische Feuer

„Wir haben diese Gruppen nach der Demo noch weiter beobachtet, wo sie sich aufhalten und wie sie sich verhalten. Sie haben sich in der Nähe des Rathauses befunden, aber es handelt sich um eine dynamische Situation, die Gruppen ziehen durch die Stadt", sagte Polizeisprecherin Schick. Die Personen sollen versucht haben, in Richtung Platzverbot & anschließend in Richtung Josefstadt zu gelangen. 

Dies konnten Polizisten aber verhindern, es wurden zudem Identitätsfeststellungen durchgeführt. Zu gröberen Auseinandersetzungen sei es aber nicht gekommen. Medienberichte, dass es zu "Reibereien" zwischen Exekutive und Teilnehmern des sogenannten „Schwarzen Blocks" gekommen sein soll, konnte Schick nicht bestätigen. 

Festnahmen gab es laut Angaben der Polizei bislang keine.

„Es bräuchte 100.000 Demonstranten“

Der Demoorganisator Axel Magnus rechnete vorab mit 3.000 bis 4.000 Teilnehmern. „Eigentlich wären 100.000 Demonstranten notwendig. Ein rechtsradikales Vernetzungstreffen wollen wir nicht bei uns haben“, sagt Magnus.

Eine, die an der Protestaktion teilnahm, war Anna Svec. „Alle Menschen, die hier sind, wollen eine Gesellschaft, in der alle gut leben können, niemand ausgegrenzt wird und nicht von gewaltvollen massenhaften Abschiebungen gesprochen werden kann“, sagt die Sprecherin der Partei Links.

Während die Demonstranten durch die Innenstadt zogen, versammelten sich ab 19 Uhr die ersten Gäste vor der Hofburg, die am heutigen Abend in blaues Licht getaucht ist. Die FPÖ ist am diesjährigen Akademikerball wieder prominent vertreten. Volksanwalt Walter Rosenkranz wird wie im vergangenen Jahr auch die Eröffnungsrede halten. 

Nicht erwartet wurde, wie üblich, Partei-Chef Herbert Kickl, auch EU-Spitzenkandidat Harald Vilimsky stand trotz des „Superwahljahres“ 2024 nicht auf der Gästeliste. Dafür der Dritte Nationalratspräsident und Ex-FPÖ-Chef Norbert Hofer, der wie letztes Jahr mit Baulöwe Richard Lugner auftauchte. 

Man sei seit dem Präsidentschaftswahlkampf befreundet, erklärte Hofer einmal mehr. Mit Sellner, gegenüber dem er vor allem im Präsidentschaftswahlkampf 2016 die Distanz betont hatte, verbinde ihn nichts: "Ich glaube, er ist nicht wegen mir gekommen und ich bin nicht wegen ihm gekommen."
Ein Mann mit Fliege und Schirmmütze, begleitet von einer Frau im roten Kleid.

Auch der Identitäre Martin Sellner mischte sich unter die Ballgäste.

Ein Mann mit Brille und Mantel im Profil, neben einer Person mit der Aufschrift „Polizei“ auf dem Rücken.

HC Strache ist ebenfalls unter den Ballbesuchern.

Zwei Männer in Anzügen stehen vor Mikrofonen von Puls 24.

Der Dritte Nationalsratspräsident Hofer traf gemeinsam mit Richard Lugner ein.

Auch ein weiterer ehemaliger Parteichef war zu Gast: Heinz-Christian Strache schaute ebenfalls beim Ball vorbei. 

Er freue sich "auf einen wunderbaren eleganten Ball", sagte Strache zu Medienvertretern. "Ich bin mit Freunden da. Das ist ein freier Ball, wo jeder freie Mensch herkommen kann. Warum soll man hier nicht herkommen können?", fragte er. Dass der Ball ein Vernetzungstreffen Rechtsextremer sei, sei die Meinung von „Antidemokraten“, befand Strache.

Spekulationen gab es auch, was das Kommen des Identitären Martin Sellner betrifft. Darauf angesprochen entgegnete der Veranstalter des Balls mit dem üblichen Hinweis, dass sich jeder eine Karte kaufen dürfe. Der Rechtsextremist traf dann am Abend ein.

Für Dominik, der Freitagabend auch an der Demonstration teilnahm, steht jedenfalls fest, dass es sich bei dem Akademikerball um ein Vernetzungstreffen rechtsextremer Gruppen handle. „Ich bin hier, weil ich schon viele Jahre bei solchen Demos dabei bin. Gerade jetzt nach den Zuständen in Deutschland halte ich es für ziemlich wichtig, gegen demokratiefeindliche Mächte vorzugehen.“

Heftige Ausschreitungen

Erst seit etwas mehr als zehn Jahren findet der Ball unter dem aktuellen Namen statt. Er gilt als Nachfolger des WKR-Balls, der seit 1952 von meist schlagenden Burschenschaften ausgerichtet worden war. Seit Jahren wird der Ball bereits von Demonstrationen begleitet. 

In Erinnerung dürften vielen die Ausschreitungen aus dem Jahr 2014 sein – Polizisten und Demonstranten wurden damals verletzt.

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