96 Mal zum Mond und retour

Die U-Bahnen, Straßenbahnen und Busse der Wiener Linien haben im vergangenen Jahr insgesamt 74 Millionen Kilometer zurückgelegt. Pro Tag belief sich die absolvierte Strecke aller Fahrzeuge im Jahr 2013 auf mehr als 202.000 Kilometer oder umgerechnet rund fünf Erdumrundungen.
Fleißige Autobusse

"Mit der gesteigerten Öffi-Nachfrage wächst auch unser Angebot mit. Mehr als 2,5 Millionen Fahrgäste nutzen täglich die Wiener Linien", betonte Geschäftsführer Günter Steinbauer.
2013 wird Wien um knapp 30.000 Einwohner wachsen. Doch mehr Menschen bedeuten auch mehr Verkehr, muss doch auch die neue Bevölkerung in der Stadt von A nach B kommen. Die gute Nachricht: Der Autoverkehr geht seit Jahren leicht zurück.
Im Vergleich zum Vorjahr sank 2012 die Zahl der Autofahrten im Schnitt um 1,1 Prozent. Das sind immerhin 16.000 Autofahrten weniger pro Tag. Auch die Zahl der Autobesitzer geht zurück, allerdings nicht überall. Während in den Innenbezirken immer weniger Menschen ein Auto besitzen, stieg etwa in der Donaustadt die Zahl der Autolenker. Dort gibt es 2013 um 6200 Autos mehr als noch vor sechs Jahren. Ähnlich sieht die Lage in Floridsdorf, Simmering und Favoriten aus (siehe Grafik). „Die großen Flächenbezirke spüren das Wachstum der Stadt besonders“, sagte zuletzt Verkehrsexperte Harald Frey zum KURIER.

Doch auch der Speckgürtel rund um Wien wächst. Viele pendeln in die Stadt. „Im Großraum Wien liegt der Anteil der Autos am Verkehr bei 60 Prozent, etwa 30 Prozent machen die Öffis aus“, sagt Verkehrsplaner Werner Rosinak. Er fordert daher den Ausbau der S-Bahn, um möglichst viele Pendler zum Umstieg zu bewegen (siehe unten). Rosinak: „Im Stadtentwicklungsplan für 2025 hat man sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, auf 45 Prozent Öffi-Anteil zu kommen.“
Maßnahmen
Vor allem seit dem Eintritt der Grünen in die Stadtregierung wird viel unternommen, um den Autoverkehr einzubremsen. Einerseits wurde das Parkpickerl ausgeweitet, die ersten Auswirkungen sind bereits spürbar. Gleichzeitig wurde mit Einführung der Jahreskarte ein attraktives Angebot zum Umstieg gemacht. Die Zahl der Jahreskartenbesitzer schnellte daraufhin von 390.000 auf 550.000 hinauf. Derzeit nutzen im Schnitt 2,5 Millionen Fahrgäste U-Bahn, Bim und Bus. „Wir rechnen bis 2025 mit 40 Prozent Zuwachs bei den Öffis“, sagt Rosinak.
Die Wiener Linien reagieren bereits auf den massiven Anstieg der Fahrgäste. Erst kürzlich wurden neue Intervalle präsentiert. Vor allem U-Bahnen werden werktags am Vormittag und am frühen Abend deutlich öfter fahren. Weiter warten heißt es bei der U6, da es hier nicht genug Garnituren gibt. Erst ab 2014 werden die ersten neuen U6-Züge ausgeliefert. Dann wird es auch hier Entlastung geben.
Um in den großen Flächenbezirken Autofahrten im Bezirk zu unterbinden, müssen Tangentiallinien gebaut werden. Hier wurde in Floridsdorf und Donaustadt mit der 25er- und 26er-Bim ein erster Schritt getan. Zusätzlich könnten gut ausgebaute Radwege für kurze Strecken innerhalb des Bezirks die Öffis entlasten. Doch während viel Geld für Radwerbung ausgeben wird, stagniert die Zahl der Radwegkilometer.
Dabei entlasten Radler sowohl den Autoverkehr als auch die Öffis. Auch im Zentrum der Stadt. In Spitzenzeiten platzen U3 und U1 bereits aus allen Nähten. Entlastung für diese Linien könnte eine neue U5 schaffen.
In einem ersten Schritt könnte die U5 erst innerhalb des Gürtels gebaut, später in Richtung Dornbach und Wienerberg verlängert werden. Doch die Finanzierung des Ausbaus ist maßgeblich von den Mitteln des Bundes abhängig. Und der muss sparen.
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