Zugsunglück: Strecke ab Samstag wieder in Betrieb

Nach dem Zugsunglück im bayerischen Bad Aibling mit elf Toten geht der reguläre Bahnverkehr auf der Unglücksstrecke von diesem Samstag an wieder in Betrieb. Dies teilte die Bayerische Oberlandbahn ( BOB) am Donnerstagabend mit. Der seit dem Unfall praktizierte Ersatzverkehr mit Bussen werde in der Nacht auf Samstag eingestellt.
Bei dem Frontalzusammenstoß zweier Meridian-Züge starben am Dienstag vor einer Woche elf Menschen, 85 Insassen wurden teils lebensgefährlich verletzt. In den ersten Tagen sollen die Züge jeweils mit einem Fahrgastbetreuer besetzt sein, teilte die BOB weiter mit. Sie sollen Ansprechpartner für alle Reisenden sein. Die ersten Züge am Samstagmorgen werden der Meridian 79561 mit Abfahrt in Holzkirchen um 6:37 Uhr und der Meridian 79560 mit Abfahrt in Rosenheim um 6:40 Uhr sein. "Wir sind in Gedanken noch immer bei den Opfern und Angehörigen des tragischen Unglücks in Bad Aibling", sagte Bernd Rosenbusch, Vorsitzender der Geschäftsführung der BOB, die den Meridian betreibt.
Ermittler stellten menschliches Versagen fest
Eine Woche nach der Katastrophe führen die Ermittler die Ursache auf menschliches Versagen beim Fahrdienstleiter zurück. Gegen den 39-Jährigen, der zwei Züge auf eingleisiger Strecke hatte passieren lassen, sei ein Ermittlungsverfahren unter anderem wegen fahrlässiger Tötung eingeleitet worden, sagte am Dienstag der Leitende Oberstaatsanwalt Wolfgang Giese.

Nachdem er sich zunächst auf sein Aussageverweigerungsrecht berufen hatte, äußerte er sich den Ermittlern zufolge inzwischen ausführlich. "Hätte er sich regelgemäß, also pflichtgerecht, verhalten, wäre es nicht zum Zusammenstoß gekommen", sagte Giese in Bad Aibling. Unmittelbar nach dem Unglück wurde bereits gegen den Mann ein Ermittlungsverfahren wegen fahrlässiger Tötung, Körperverletzung und wegen eines gefährlichen Eingriffs in den Bahnverkehr eingeleitet.
In Untersuchungshaft sei er derzeit nicht. "Man muss nicht davon ausgehen, dass hier ein Haftgrund vorliegt", sagte Giese. Es gehe um eine fahrlässige Tat, nicht um eine vorsätzliche und um einen Strafrahmen von bis zu fünf Jahren. Der Fahrdienstleiter wurde in Absprache mit seinen Verteidigern an einen sicheren Ort gebracht. "Ihm geht's nicht gut", sagte Oberstaatsanwalt Jürgen Branz. "Was wir momentan haben, ist ein furchtbares Einzelversagen", fügte er hinzu.
Notruf abgesetzt
Der Fahrdienstleiter habe, als er seinen Fehler bemerkt habe, noch einen Notruf abgesetzt, so Branz weiter. "Aber der ging ins Leere." Technisches Versagen schließen die Ermittler aus. Bereits am Montag hatte auch der deutsche Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (CSU) bekräftigt, dass es darauf keine Hinweise gebe.
Die beiden Nahverkehrszüge des zwischen Holzkirchen und Rosenheim verkehrenden privat betriebenen Meridians waren am 9. Februar in der Nähe des oberbayerischen Kurorts Bad Aibling frontal zusammengestoßen.
Aufwändige Reparatur
Elf Menschen kamen ums Leben, mehr als 80 Insassen wurden teils schwer verletzt. Es handelt sich um eines der schwersten Zugsunglücke Deutschlands.
Seit dem Unglück wurden 71 Fahrgäste von den Ermittlern als Zeugen vernommen, darunter auch 19 Schwerverletzte.
Die Wiederherstellung der stark beschädigten Bahnstrecke gestaltet sich aufwändig. Auf einer Länge von bis zu 120 Metern müssen Schienen und Schwellen teils erneuert werden.
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