Wintereinbruch: Weniger Flüchtlinge unterwegs

Eine Familie geht im Regen, in graue Decken gehüllt.
Erstmals im November fällt Zahl der Neuankömmlinge in Österreich unter 3.000 Menschen am Tag. Flüchtlingskrise pausiert wetterbedingt - ist aber keineswegs vorbei.

In Österreich kommen immer weniger Flüchtlinge an. Erstmals seit Monatsbeginn treffen nun weniger als 3.000 Menschen am Tag ein. In Kärnten kamen am Donnerstag 1.800 Menschen und am Freitag 900 Menschen an, weitere 400 wurden noch erwartet. In der Steiermark trafen am Donnerstag und Freitag gar keine Flüchtlinge ein. Die Polizei rechnet auch in den kommenden Tagen mit wenigen Ankünften.

Die schwierigen Witterungsbedingungen auf der Hauptroute am Balkan lassen viele Schutzsuchende, vor allem Alte, Kranke und Familien, vor einer Reise in den Norden Europas zurückschrecken.

Verzweiflung an mazedonischer Grenze

Auch in Mazedonien - das als Flaschenhals auf der Durchreise der Flüchtlinge nach Norden gilt - trafen am Donnerstag nur mehr 2.724 Menschen aus Syrien, Afghanistan und dem Irak ein. Andere Asylsuchende aus Bürgerkriegsländern wie Somalia und dem Kongo, aber auch aus Bangladesch und Pakistan, wird von den mazedonischen Behörden der Übergang verwehrt. In Griechenland sorgte die Sperre bei den abgewiesenen Flüchtlingen für Verzweiflung (hier geht es zur Reportage). Der Rückgang wirkt sich auch in Deutschland aus, wohin der Großteil der in Österreich ankommenden Flüchtlinge weiterreist. Im Nachbarland sind am Donnerstag so wenig Flüchtlinge angekommen wie bisher an keinem anderen Tag im November.

"Kein Anlass zu glauben, dass sich Lage bessert"

Die Ursachen der Krise sind aber keineswegs vorbei. "Europa sieht sich einem Kriegsbogen gegenüber, vom Kaukasus über Nahost bis Nordafrika. Wir haben keinen Anlass zu glauben, dass sich das bessert", sagte etwa Bundesheeranalytiker Walter Feichtinger der APA. Auch in Afghanistan, das nach Syrien die zweitgrößte Gruppe an Flüchtlingen in Europa stellt, ist der Krieg gegen die islamistischen Taliban auch in seinem 15. Jahr keineswegs gewonnen.

Ohne Friedenslösung in Syrien dürften die Flucht aus der Region weitergehen. Vier Millionen Menschen aus dem Konfliktgebiet leben unter ärmlichen Bedingungen in Nachbarländern wie der Türkei, dem Libanon und Jordanien in Zelten und Baracken. Radikale Einschnitte bei der Lebensmittelhilfe und ein Versorgungsengpass ab Dezember 2014, der bei vielen Familien Nahrung und Heizmaterial knapp werden ließ, trug zu der Massenfluchtbewegung nach Europa im heurigen Jahr bei.

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