Hongkong: Rätsel um vermisste Buchhändler geht weiter

Ein Mann geht durch einen schmalen Gang, der von Bücherregalen gesäumt ist.
Das Verschwinden weckte den Verdacht, dass sie chinesische Agenten entführten.

Das Rätsel um fünf verschwundene Buchhändler aus Hongkong hat eine neue Wendung genommen. Wie zwei seiner Kollegen tauchte Buchhändler Lee Bo für zwei Tage in Hongkong auf, reiste aber am Freitag erneut über die Grenze nach China. Das Verschwinden der Buchhändler hatte den Verdacht geweckt, dass sie von Agenten entführt und in China unter Druck gesetzt worden sind.

In Treffen mit der Polizei in Hongkong bat Lee Bo, die Vermisstenanzeige fallen zu lassen. Er versicherte, nicht entführt worden zu sein. Vielmehr helfe er Chinas Behörden bei Ermittlungen, die noch nicht abgeschlossen seien. Er werde nie wieder Bücher verlegen, "die Dinge erfinden".

Die Vermissten arbeiteten für einen China-kritischen Verlag

Lee war Ende Dezember unter ungeklärten Umständen aus Hongkong verschwunden und später dann in China aufgetaucht. Sein Verschwinden und das anderer Verlagsmitarbeiter hatte große Besorgnis wegen einer zunehmenden Einmischung Chinas in Hongkong ausgelöst. Die Betroffenen arbeiteten für den China-kritischen Verlag Mighty Current, der ein Buch über eine ehemalige Geliebte des chinesischen Präsidenten Xi Jinping plante.

Ende Februar trat Lee, der die britische Staatsbürgerschaft hat, erstmals im Fernsehen auf und versicherte, er sei freiwillig nach China gegangen und nicht entführt worden. Er sei nach China gegangen, um dort bei Ermittlungen der Justiz zu kooperieren. Seine britische Staatsbürgerschaft wolle er abgeben. Die Hintergründe dieser Äußerungen, die der in Hongkong ansässige Privatsender Phoenix ausstrahlte, blieben unklar.

Peking hat der ehemaligen britischen Kronkolonie Hongkong noch bis zum Jahr 2047 einen Sonderstatus nach dem Prinzip "Ein Land, zwei Systeme" garantiert. Chinesische Sicherheitskräfte haben gemäß bestehender Übereinkommen nicht das Recht, in Hongkong zu agieren.

Kommentare