Nach Freundschaftsdienst in U-Haft

Drei junge Männer posieren vor den Lichtern des Times Square in New York.
Drei Kumpels des Boston-Attentäters hatten mit ihm Kontakt, während er vor der Polizei floh.

„LOL (Laughing out loud – Muss laut lachen, Anm.), du solltest besser nicht mit mir schreiben“, antwortete Dschochar Zarnajew seinem Freund Dias Kadyrbayew, als der ihn per SMS darauf aufmerksam machte, dass er dem Boston-Attentäter von den Fernsehbildern ähnlich sah. Kadyrbayew hatte die Überwachungsfotos gesehen, auf denen offenbar Zarnajew,19, und sein Bruder Tamerlan, 26, zu sehen sind, bevor sie die Bomben beim Boston-Marathon abstellten.

Aber nicht nur der SMS-Verkehr nach dem Attentat macht den Kasachen verdächtig. Am Mittwoch wurde die Festnahme von Dias Kadyrbayew und zwei anderen jungen Männern in Verbindung mit dem Attentat bekannt. Die drei 19-jährigen Freunde von Dschochar Zarnajew sollen Tage nach dem Boston-Attentat am 15. April, als bereits bestätigt war, dass die Polizei hinter den beiden Zarnajew-Brüdern her ist, Beweismittel aus dem Zimmer ihres Freundes geholt und schließlich weggeworfen haben.

„Ich werde abhauen“, hatte Dschochar am 18. April geschrieben, an dem Tag, an dem später sein älterer Bruder Tamerlan starb. „Wenn du etwas aus meinem Zimmer brauchst, hol es dir.“

"Nichts damit zu tun"

Die drei Teenager behaupten über ihre Anwälte jetzt felsenfest, nichts davon gewusst zu haben, dass Dschochar tatsächlich der Boston-Attentäter war. Dennoch gingen sie mit dem Schlüssel eines Mitbewohners in sein Studentenzimmer und holten einen Laptop und einen Rucksack, in dem Hausaufgaben, Vaseline und Feuerwerkskörper ohne Schwarzpulver waren. Später warf Kadyrbayew Rucksack und Laptop auf eine Mülldeponie. Dabei will er immer noch nicht gewusst haben, dass es sich um Beweismaterial des Anschlages handelte, auch wenn das FBI das nicht glauben kann. „Er hat damit nichts zu tun“, wiederholt sein Anwalt.

Die beiden Kasachen Dias Kadyrbayew und Azamat Tazhayakow kennen Zarnajew, seit die drei 2011 an der University of Massachusetts inskribiert hatten. Sie werden von Studienkollegen im Sender NBC als „reich, aber persönlichkeitsarm“ bezeichnet. „Das Einzige, was hervorstach, war ein schicker BMW mit der Nummerntafel ‚Terrorista#1‘“, sagte Wohnheim-Kollege Stephen Troio. Die zwei sind bereits seit 20. April in Polizeigewahrsam. Offiziell wegen Verletzungen der Visabestimmungen – ihre Studentenvisa waren abgelaufen.Vermutlich waren die US-Behörden wegen Kontakten zum mutmaßlichen Täter auf sie aufmerksam geworden. Der Amerikaner Robel Phillipos, ein Schulfreund von Zarnajew, ist später festgenommen worden.

"Ärger ersparen"

Was die drei Burschen bewegt hat, die Gegenstände zu holen, wissen nur sie selbst. Sie wollten ihrem Freund „Ärger ersparen“, heißt es in einer ersten Erklärung. Den beiden Kasachen wird jetzt versuchte Vernichtung von Beweismitteln, also Verschwörung zur Behinderung der Justiz, vorgeworfen. Dafür drohen fünf Jahre Haft. Phillipos soll die Ermittler angelogen haben. Er hatte tagelang behauptet, nicht dabei gewesen zu sein, als die beiden anderen nach dem Attentat in Dschochars Zimmer gingen – acht Jahre Haft drohen. Alle drei erwarten Geldstrafen bis 250.000 Dollar. Keinem wird Mittäterschaft vorgeworfen. Alle drei bleiben vorläufig hinter Gittern.

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