Unwetter in Italien: Lage bleibt angespannt

Eine Frau watet durch schlammiges Wasser und hält sich an einer Wand fest.
Drei Menschen sind bereits ums Leben gekommen, 5600 Gemeinden sind durch die Fluten gefährdet.

Nachdem drei Personen bei schweren Unwettern in Norditalien ums Leben gekommen sind, bleibt die Situation in der Lombardei, Ligurien und Piemont gespannt. In Ligurien waren am Montag über 300 Straßen wegen Erdrutschen und Überschwemmungen gesperrt. Laut dem Präsidenten Liguriens, Claudio Burlando, betragen die Schäden für die Region eine Milliarde Euro.

Betroffen seien Wohnungen, Betriebe, Geschäfte und Infrastrukturen, berichtete Burlando. Erhebliche Verkehrsprobleme gab es im Straßen- und Bahnverkehr im Großraum um Genua und Mailand. Mehrere Straßen waren in Mailand wegen Überschwemmungen gesperrt. Auf der Bahnlinie Mailand-Bergamo kam es zu Verspätungen. In der Lombardei mussten 400 Personen ihre Wohnungen verlassen. Viele Familien waren wegen Straßensperren isoliert.

Po könnte über die Ufer treten

Unweit der lombardischen Stadt Mantua war das Heer im Einsatz, um die Ufer des Flusses Po zu konsolidieren, der über die Ufer treten könnte. Der Gemeinde Sommo nahe Verona droht die Evakuierung wegen Überschwemmungsgefahr. Der Agrarverband Coldiretti klagte über Schäden in Höhe von zehn Millionen Euro für die Landwirtschaft.

Experten des Umweltschutzverbands Legambiente riefen die Regierung zu dringenden Maßnahmen zur Bodenkonsolidierung auf. 70 Prozent der italienischen Gemeinden, das sind 5.581 Kommunen, seien von Erdrutschen und Überschwemmungen gefährdet. "Die Natur rächt sich, wenn sie misshandelt wird. In zu vielen Gemeinden sind in Italien Wohnungen in Gebieten errichtet worden, die vom hydrogeologischen Standpunkt aus gefährlich sind", sagte ein Sprecher des Umweltschutzverbands Legambiente.

Umweltaktivisten warnen

Italien sei ein Land, wo man nur unter dem Druck von Notsituationen Maßnahmen setze, klagten die Umweltaktivisten. Der Staat müsse sich jedoch mit ganzer Kraft dafür einsetzen, weitere Desaster durch eine gezielte Umweltpolitik zu verhindern. Nicht nur auf nationaler, sondern auch auf lokaler Ebene müsse Umweltschutz zur Priorität werden.

Italien war in den vergangenen Jahren immer wieder von schweren Überschwemmungen und Erdrutschen betroffen. Es ist das Land mit der höchsten Zahl an Unwetterkatastrophen in den vergangenen 50 Jahren, die 2.000 Todesopfern verursacht haben, geht aus einer Studie des Forschungsinstituts CNR hervor. Das schlimmste Unglück ereignete sich im Mai 1998. Damals kamen 137 Personen in der süditalienischen Ortschaft Sarno bei Neapel ums Leben, als nach sintflutartigen Regenfällen eine Schlammlawine Dutzende Gebäude unter sich begrub.

Schwere Unwetter mit Überschwemmungen gab es auch in der Schweiz und in Frankreich (mehr dazu siehe hier).

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