UNHCR: "Flüchtlingskrise ist Schande"

Das UN-Flüchtlingshilfswerk UNHCR hat der griechischen Regierung vorgeworfen, nichts gegen chaotischen Zustände bei der Flüchtlingsaufnahme zu unternehmen. Auf den meisten Inseln gebe es überhaupt keine Infrastruktur für die Aufnahme der Menschen, sagte der Europa-Direktor von UNHCR, Vincent Cochetel, am Freitag nach Besuchen auf Lesbos, Kos und Chois.
"Auf den Inseln herrscht das totale Chaos", sagte er. Die Versorgung mit Wasser und Lebensmitteln sei völlig unzureichend, es gebe kaum sanitäre Einrichtungen, und auf den meisten Inseln müssten die Flüchtlinge schutzlos unter freiem Himmel schlafen. Auch wenn sie nach einigen Tagen nach Athen weitergeleitet würden, erwarte sie dort das Nichts. Die griechischen Behörden müssten was dagegen tun, anstatt die Verantwortung jeweils immer weiter zu schieben.
50.000 Flüchtlinge in einem Monat
Cochetel forderte zudem die anderen EU-Staaten auf, mehr zu tun, um Griechenland in der Flüchtlingsproblematik zu entlasten. Allein im Juli erreichten 50.000 Flüchtlinge das von Pleite bedrohte Euro-Land. Generell sei die Flüchtlingskrise in der ganzen EU eine "Schande". In Berlin schlafen tausende Flüchtlinge derzeit auf der Straße (hier geht es zur Reportage).
Da sich in Griechenland niemand richtig verantwortlich zeige, sei es für die Hilfsorganisationen schwierig, tätig zu werden, sagte der UNHCR-Direktor. Vorrangige Aufgabe sei es zu vermeiden, "dass an anderen Stellen in Europa ein weiteres Calais entsteht". In der französischen Hafenstadt versuchen seit Monaten Tausende Flüchtlinge, durch den Kanal-Tunnel nach Großbritannien zu gelangen. Zehn Menschen sind dabei bisher ums Leben gekommen.
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