Tränen beim Attentäter von Rom

Dem am Sonntag vor dem italienischen Regierungssitz in Rom festgenommenen Mann, der mit Schüssen drei Menschen verletzte, drohen bis zu zehn Jahren Haft. Dies berichteten italienische Medien am Montag. Der 49-Jährige verließ das Krankenhaus, in dem er wegen Verletzungen bei seiner Festnahme eingeliefert worden war, und befindet sich nun im römischen Gefängnis Rebibbia. "Als er von den Verletzten erfahren hat, hat er zu weinen begonnen und um Verzeihung gebeten", berichtete der Rechtsanwalt des geständigen Täters, Mauro Danielli.
Wutausbruch
Der Rechtsanwalt berichtete, dass der geschiedene und arbeitslose Täter seit mehreren Jahren an Depression litt. "Er war Opfer eines Wutausbruchs, er wollte eigentlich niemandem schaden. Er ist ein harmloser Mensch", versicherte der Rechtsanwalt.
Die geschiedene Frau des Täters betonte, dass ihr Ex-Mann keineswegs geistesverwirrt sei, wie italienische Medien kurz nach der Schießerei vor dem Regierungssitz berichtet hatten. "Er war immer ein guter Vater", versicherte die Mutter eines elfjährigen Buben.
"Ich wollte die Politiker treffen, uns geht es schlecht und sie helfen uns nicht"
Bei seiner Einvernahme durch die Behörden gab der Täter an, die Idee zum Anschlag sei ihm vor 20 Tagen gekommen. "Ich wollte die Politiker treffen, uns geht es schlecht und sie helfen uns nicht", erklärte der Mann, der nach seiner Scheidung die norditalienische Region Piemont verlasse hatte und zurück zu seinen Eltern ins süditalienischen Kalabrien gezogen war. Nachdem er nicht an Politiker herankam, wie er eigentlich geplant hatte, schoss der Täter auf zwei Carabinieri und verletzte diese sowie eine schwangere Passantin.
Der festgenommene Mann hat seine Tat mit der Verzweiflung begründet, die ihn ergriffen hatte, weil er seinen elfjährigen Sohn nicht mehr erhalten konnte. Dies berichtete der 49-Jährige nach Angaben italienischer Medien. Der geständige Schütze könne sich nicht erklären, warum er auf die Carabinieri geschossen habe.
Der italienische Premier Enrico Letta besuchte die verletzten Carabinieri im Krankenhaus. "Sie sind ein Vorbild für das ganze Land", sagte Letta. Einer der beiden Verletzten liegt noch im kritischen Zustand im Spital, nachdem ihm eine Kugel eine schwere Rückenmarkverletzung zugefügt hat. Er könnte gelähmt bleiben, berichteten die Ärzte des Krankenhauses Umberto I. in Rom. Stabil ist der Zustand seines 30-jährigen Kollegen. Er muss demnächst an den Beinen operiert werden.
Politik muss "Töne mildern"
Senatspräsident Pietro Grasso appellierte an die Parteien, die Töne zu mildern. "Es schmerzt zu sehen, wie sich die Kluft zwischen politischen Institutionen und Bürgern vertieft. Der Konflikt zwischen Volk und Politik ist schädlich, weil er mit der Gefahr umstürzlerischer Aktionen verbunden ist", so Grasso.
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