"Unser Premier handelt nicht"

Ein Tatort am Abend mit Blutspuren auf dem Bürgersteig und einem Polizisten im Hintergrund.
Die Gewalt eskaliert, Forderungen nach politischem Handeln häufen sich.

Acht Amok-Anschläge in weniger als 24 Stunden in sechs verschiedenen Orten Israels und der besetzten Gebiete. Mit einem Toten und 15 Verwundeten bis Mittwochmittag, neben fünf getöteten Angreifern. Seit September häufen sich solche Anschläge meist jugendlicher Amokläufer. "Es gibt keine zentrale Lenkung dieser Attentate", weiß Israels Geheimdienst. Was die Öffentlichkeit nicht beruhigt. Der kollektive Frust junger Palästinenser hat dieselbe Wirkung wie von langer Hand organisierter Terror: Angst unter den Israelis.

Stehvermögen

Dabei zeigen die auch in dieser Gewaltwelle Stehvermögen: In Petach Tikwa wurde Jonathan Asarihav auf dem Heimweg vom Gebet in der Synagoge von einem Messerstecher verwundet. Trotzdem entwaffnete er den Angreifer und erstach ihn mit dessen Messer. Jischai Montgomery spielte auf der Strandpromenade in Jaffo Gitarre, als sich der Amokläufer auf ihn stürzte. Das Instrument wurde zur Waffe. Die Schläge wehrten den Angreifer ab, der aber noch einen US-Studenten tötete, einen arabischen Anwohner und mehrere Touristen verletzte, darunter eine Schwangere.

Die Gewalt nimmt zu und Forderungen nach politischem Handeln häufen sich. Avigdor Lieberman, ein Ex-Vertrauter von Premier Benjamin Netanjahu, heute rechter Oppositionsabgeordneter, meint: "Unser Premier spielt sich als Experte für Terrorbekämpfung auf. Doch er handelt nicht."

Netanjahu begrüßte am Mittwoch nur kurz US-Vizepräsidenten Joe Biden. Dabei kündigte er verstärkte Maßnahmen zur Terrorbekämpfung an. An die Öffentlichkeit wandte er sich nicht. Dies tat Verteidigungsminister Mosche Yaalon: Der Ex-Armeechef schloss neue Maßnahmen zur Abschreckung von Terroristen nicht aus, erklärte dabei aber: "Ich kenne keine Haudrauf-Lösungen."

Auch eine verbesserte Kontrolle der noch nicht mit Sperrzäunen abgesicherten Teile der besetzten Palästinensergebiete würde nur wenig bringen. Die hier eindringenden illegalen Tagelöhner suchen Arbeit und keinen Terror. Die meisten Angreifer der letzten Wochen kamen aus Ost-Jerusalem. Sie haben israelische Personalausweise.

Friedensgespräche

Biden legte dem israelischen und palästinensischen Regierungschef einen Verhandlungsrahmen für neue Friedensgespräche vor. Die französische Regierung will im Sommer zu Verhandlungen nach Paris laden. Aber die palästinensische Regierung verurteilte die Anschläge der letzten Tage nicht einmal, nachdem sie Joe Biden dazu aufgefordert hatte.

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