Skandal um misshandelte Asylwerber weitet sich aus

Eine Gruppe von Menschen steht vor einem Gebäude.
Polizei und Staatsanwaltschaft ermitteln nach Nordrhein-Westfalen nun auch in Essen.

Nachdem die Polizei und die Staatsanwaltschaft Ermittlungen gegen vier Mitarbeiter eines privaten Sicherheitsdienstes - sie sollen Asylwerber im deutschen Nordrhein-Westfalen - aufgenommen haben, berichten deutsche Medien, dass der Polizei auch Anzeigen aus Essen vorliegen.

Die Ermittler befragen Bewohner einer Asylbewerberunterkunft in Essen, aus der mehrere Strafanzeigen kamen. "Uns liegen drei Strafanzeigen wegen einfacher Körperverletzung vor", sagte ein Sprecher der Polizei gegenüber Zeit Online. Wie das Medium berichtet, soll das Heim für Asylwerber vom selben Betreiber geführt werden wie die Unterkunft in Burbach im Siegerland. Dies er habe dort auch denselben Sicherheitsdienst engagiert.

Burbach in Siegerland

Am Sonntag haben Polizisten ein Handy-Foto aus der Einrichtung in Burbach im Siegerland, auf dem ein gefesselt am Boden liegender Mann und zwei uniformierte Sicherheitsmänner zu sehen sind. Einer der beiden stellt dem Opfer, einem etwa 20 Jahre alten Algerier, seinen Fuß in den Nacken. Laut Polizei grinsen die Sicherheitsleute auf dem Foto. "Das sind Bilder, die man sonst nur aus Guantanamo kennt", sagte der Hagener Polizeipräsident Frank Richter unter Verweis auf das US-Gefangenenlager.

Seit Freitag laufen die Ermittlungen. Inzwischen seien etwa 100 der insgesamt rund 700 Bewohner der Unterkunft befragt worden. Danach gebe es Hinweise auf weitere Körperverletzungsdelikte, an denen zum Teil Mitarbeiter des Wachdienstes beteiligt gewesen sein könnten, sagte Richter weiter.

Waffen und Schlagstöcke

Bei anschließenden Durchsuchungen fanden die Ermittler auf dem Handy eines der Verdächtigen das Foto. Außer den beiden Männern auf dem Bild stehen zwei weitere Wachleute im Fokus der Ermittler: Bei ihnen seien verbotene Waffen wie Schlagstöcke gefunden worden. Zwei der vier Männer hätten sich zu den Vorwürfen geäußert, sagte der ermittelnde Oberstaatsanwalt Johannes Daheim. Alle vier Beschuldigten sind auf freiem Fuß.

Nordrhein-Westfalens Innenminister Ralf Jäger (SPD) forderte eine zügige Aufklärung der Übergriffe. "Wir dulden keine Gewalt gegen Asylsuchende. Wer Menschen in Not bedroht und schikaniert, muss hart bestraft werden", sagte er am Sonntag laut Mitteilung. "Die Menschen, die Schreckliches erlebt haben, müssen sich darauf verlassen können, dass wir sie schützen."

Die Einrichtung in einer ehemaligen Kaserne in Burbach wird von einem Privatunternehmen geführt, das nach eigenen Angaben seit 1989 Wohnheime für Asylbewerber und Flüchtlinge betreibt. Nach Angaben der Behörden ist das Unternehmen für insgesamt 6 der 19 vom Land betriebenen Unterkünfte in Nordrhein-Westfalen zuständig.

Um ähnliche Vorfälle künftig zu verhindern, hat die Bezirksregierung zur Auflage gemacht, dass nur noch geprüftes Sicherheitspersonal mit Führungszeugnis die Flüchtlinge schützen darf. Außerdem ist ein Mindestlohn zu zahlen.

Kommentare