Sieg für Altkanzler Kohl im Streit mit Ghostwriter

Ein Mann mit Brille und Schnurrbart vor einem unscharfen Porträt.
Urteil: Gericht verbietet umstrittene Zitate.

Ein Altkanzler, der mit harschen Worten über einstige Weggefährten lästert – nicht zuletzt deshalb ist das strittige Buch "Vermächtnis: Die Kohl-Protokolle" im Handel zum Bestseller geworden. Doch nun hat ein Gericht dem nicht autorisierten Werk ein vorläufiges Ende gesetzt. Der Autor Heribert Schwan darf einen Großteil von Helmut Kohls Äußerungen nicht mehr in seinem Buch veröffentlichen, wie das Landgericht Köln am Donnerstag entschied.

Der 84-jährige Kohl wollte 115 Zitate verbieten lassen. Das Buch beruht zum Teil auf Tonbändern, die der Altkanzler 2001 und 2002 für seine Memoiren besprochen hatte. Darin äußert er sich teils drastisch und deftig über andere Politiker. Kohls damaliger Ghostwriter Heribert Schwan hatte diese Zitate nun eigenmächtig veröffentlicht.

Die Richter sahen darin einen "rechtswidrigen Verstoß gegen die Vertraulichkeit". Schwan sei als Kohls Ghostwriter zur Verschwiegenheit verpflichtet gewesen. Die Entscheidung darüber, was aus den Gesprächen veröffentlicht werden durfte, hätte allein dem Kanzler zugestanden, hieß es. Damit folgten die Richter in weiten Teilen einem Antrag des früheren Regierungschefs (1982–1998) auf eine Einstweilige Verfügung.

Auslieferungsstopp

Der Heyne-Verlag darf den Bestseller nun nicht mehr ausliefern. Man werde das Urteil aber anfechten, hieß es bei Heyne. Von dem am 8. Oktober erschienenen Buch wurden laut Verlag bisher 200.000 Exemplare ausgeliefert. Bücher, die bereits in Geschäften liegen, sind von der Entscheidung nicht betroffen. Sie dürfen weiterhin verkauft werden.

Auch nach dem Streit um das Buch stehen weitere gerichtliche Auseinandersetzungen an. Kohl fordert von seinem ehemaligen Ghostwriter die Herausgabe aller Abschriften und Kopien der Tonbänder mit Interviews. Sein Anwalt Thomas Hermes kündigte zudem Schadenersatzforderungen an. Das Buch werde die Verfahrensgegner noch "sehr, sehr teuer zu stehen kommen", sagte er.

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