Papst verordnet "Protz-Bischof" Auszeit

Die Zitterpartie für den umstrittenen Limburger Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst ist noch nicht ganz vorüber: Papst Franziskus traf am Mittwoch die Entscheidung, den Kleriker zwar im Amt zu belassen - Tebartz-van Elst soll sich in Absprache mit dem Vatikan aber für einige Monate von den Amtsgeschäften in Limburg zurückziehen.
In der Zwischenzeit wird der derzeitige Stadtdekan Wolfgang Rösch die Diözese Limburg verwalten. Der Heilige Stuhl entschied, dass die eigentlich erst mit 1. Jänner 2014 geplante Ernennung Röschs zum Generalvikar bereits mit dem heutigen Mittwoch in Kraft tritt. "In der Diözese ist es zu einer Situation gekommen, in der der Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst, seinen bischöflichen Dienst zum gegenwärtigen Zeitpunkt nicht ausüben kann", hieß es in der vatikanischen Presseaussendung.
Ungewisse Zukunft
Später soll Tebartz-van Elst seine Amtsgeschäfte in Limburg aber wieder aufnehmen - einen genauen Zeitpunkt nannte der Vatikan allerdings nicht. Eine Kommission soll eingerichtet werden, die eine detaillierte Prüfung der Ausgaben des Bischofs durchführen soll; von ihr wird wohl der weitere Umgang mit Tebart-van Elst abhängen.

Keine Rückkehr
Der deutsche Kirchenrechtler Thomas Schüller etwa hält eine Rückkehr von Franz-Peter Tebartz-van Elst ins Bistum für ausgeschlossen. Auch im Bulletin des Vatikans werde von einer möglichen Rückkehr des angeschlagenen Kirchenmannes nichts erwähnt, sagte er am Mittwoch der Nachrichtenagentur dpa. "Der Papst hat die Zügel in die Hand genommen. De Facto ist er jetzt Bischof von Limburg."
Der Papst warte nun ab, bis die Unterlagen zum kostspieligen Bau des Bischofssitzes untersucht worden seien und Fakten vorlägen. "Hätte er den Bischof direkt zum Amtsverzicht gezwungen oder des Amtes enthoben, wäre das einer Vorverurteilung gleichgekommen", sagte Schüller. Wichtig sei vor allem, dass mit der vorgezogenen Amtsübernahme des Wiesbadener Stadtdekans Wolfgang Rösch als Generalvikar und Stellvertreter des Bischofs der bisherige Generalvikar Franz-Josef Kaspar "weg ist und nichts mehr vertuschen kann", sagte Schüller. Kaspar sei neben Tebartz-van Elst der Hauptverantwortliche für den Finanzskandal in Limburg.
Drohungen gegen Familie
Zuvor hatte bereits die Bunte berichtet, Tebartz erhalte vom Papst Rückendeckung. Zudem fühle sich die Familie des 53-jährigen Bischofs bedroht: "Wir bekommen täglich Morddrohungen. Per Telefon oder in Briefen", sagte der Schwager des Geistlichen, Johannes Winkels, der Illustrierten. Auch im Heimatort am Niederrhein werde die Familie beschimpft. "Mein Schwager liegt doch schon am Boden. Aber man will ihn noch weiter vernichten. Und seine Familie dazu. Am liebsten würden wir alles hinwerfen und Deutschland verlassen." Auch die 87-jährige Mutter des Bischofs leide unter Situation, aber die Familie stehe zu ihm.
Tebartz-van Elst steht seit Wochen wegen der Baukosten in Höhe von mindestens 31 Millionen Euro für seinen Bischofssitz sowie eines beantragten Strafbefehls wegen Falschaussage in der Kritik.
Der Protz-Bischof im Porträt
Ob der Skandal von Limburg unter Papst Benedikt XVI. solch hohe Wellen geschlagen hätte? Der bescheidene Lebensstil von dessen Nachfolger Papst Franziskus verstärkt jedenfalls den Eindruck der Verschwendung bei Bischof Franz-Peter Tebartz-van Elst. Seit seinem Amtsantritt im März gibt Franziskus bei Wohnung, Kleidung, Reisen oder Auto ein konsequentes Beispiel für Bescheidenheit.
WOHNUNG: Papst Franziskus lehnt es bis heute ab, in die ihm zustehende Wohnung im Apostolischen Palast zu ziehen. Er lebt in Appartement 201 im Gästehaus Santa Marta. Ein Besucher zeigte sich einmal "betroffen von der Schlichtheit der Ausstattung" des Papstzimmers. Franziskus blieb im Gästehaus auch deshalb, um unter anderen Menschen leben zu können. So nimmt er sein Essen zur allgemeinen Essenszeit im für 120 Menschen gedachten Speisesaal mit Priestern, Studenten oder Besuchern ein, was zu Beginn bei manchen zur Verunsicherung führte. Der junge Kardinal Luis Tagle fragte Franziskus förmlich: "Heiliger Vater, darf ich mich zu Ihnen setzen?" Die unkonventionelle Papst-Antwort: "Aber bitte doch, heiliger Sohn."
Der bescheidene Rahmen des Gästehauses ist für Franziskus zudem zu einer der wichtigsten Orte zur Verkündung seiner Botschaft geworden. Jeden Morgen feiert er dort in der Kapelle um 7.00 Uhr einen Gottesdienst und hält aus dem Stegreif eine Predigt - oft zu seinem Hauptthema Bescheidenheit. "Du kannst nicht Gott und dem Geld dienen. Entweder das eine oder das andere", predigte er laut Radio Vatikan etwa im September.
REISEN: Auf seiner Reise nach Brasilien zum Weltjugendtag senkte der Papst ebenfalls den vorher praktizierten Reisestandard. Er konnte zwar anders als von ihm gewünscht nicht im Linienflug nach Rio reisen. Als Chartermaschine wählte er dann aber ein kleineres Flugzeug als üblich. Und die Sonderausstattung mit Bett schlug Franziskus für den zwölfstündigen Flug aus. In Rio ließ sich der Papst statt mit dem Papamobil von Daimler mit einem einfachen Fiat Idea vom Flughafen abholen. Ihm tue es weh, einen Priester im allerneuesten Auto zu sehen, hatte der Papst schon kurz nach seiner Wahl gesagt. "Ich glaube, dass Autos nötig sind, weil wir viel transportieren müssen, aber nehmt doch ein etwas bescheideneres Auto", mahnte er den Klerus.
KLEIDUNG: Ähnlich wie bei der Fortbewegung verlangt der Papst auch bei der Kleidung ein Umdenken. Franziskus trägt seit dem Tag seiner Wahl eine einfache weiße Soutane, darüber statt des goldenen Kreuzes ein schlichtes Eisenkreuz. Nicht nur, dass Franziskus auf die von seinem Vorgänger Benedikt benutzten Accessoires wie den Camauro, eine rote, mit weißem Hermelinfell besetzte Kappe, verzichtet. Auch die roten Papstschuhe, die schon in Modemagazinen zum Thema wurden, sieht man bei ihm nicht.
Franziskus trägt unter der Soutane eine schwarze Klerikerhose und schwarze Schuhe - der ehemalige Bischof von Buenos Aires unterscheidet sich als Bischof von Rom bei der Kleidung nur durch die Soutane von seinem alten Amt.
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