Prinz Friso: Das ganze Land in Trauer

Die Fahne auf Palast Huis ten Bosch in Den Haag weht auf halbmast. Am Tag nach dem Tod des niederländischen Prinzen Friso bleiben immer wieder Menschen stehen und schauen durch das große schmiede-eiserne Gitter in den Garten. Viele legen Blumen ab. Fotografen und TV-Kameras versuchen, Bilder einzufangen von der Familie, die am Dienstag im Palast Abschied von Friso nimmt. Der Prinz liegt aufgebahrt in dem Palast, in dem er am Montag nach 18 Monaten im Koma mit 44 Jahren gestorben war.

Gut drei Monate nach dem großen Fest zum Thronwechsel erleben die Niederländer nun ihre königliche Familie in Trauer und sie fühlen mit ihr - intensiv aber verhalten. Vor dem Palast brennen keine Kerzen und liegen keine Blumen.
"Es ist ein kleines Zeichen von Mitgefühl", sagt ein junger Mann und überreicht einem Mitarbeiter des Hofes einen Strauß Lilien. "Wir hatten das natürlich alle erwartet", fügt eine ältere Dame hinzu. "Aber dann kam es doch so plötzlich."
Eineinhalb Jahre im Koma

"Es ist das Beste für Friso", sagt eine junge Mutter am Tor. "Jetzt kann die Familie endlich trauern." Das Mitgefühl, das Tausende auch schriftlich in den Kondolenzlisten im Internet äußern, gilt besonders Frisos Mutter und seiner Witwe. Beatrix und Mabel hatten in den vergangenen eineinhalb Jahren alles getan, um dem Sohn und Mann beizustehen. "Ich habe große Bewunderung für sie", hatte König Willem-Alexander (47) noch kurz vor dem Thronwechsel am 30. April im niederländischen Fernsehen gesagt. "Wir sind eine sehr enge Familie und so ein Unglück ist für uns sehr, sehr traurig."
Mabel in Trauer
Prinzessin Mabel, die am Sonntag im Palast noch ihren 45. Geburtstag gefeiert hatte, hatte schon als kleines Mädchen im Alter von neun Jahren einen schweren Verlust erlitten, als ihr Vater ertrank. Die Blondine mit dem charmanten Lachen trug später den Namen ihres Stiefvaters Wisse Smit.
Bekannt ist Mabel, die Ökonomie und Politologie studiert hatte, für ihr Engagement bei verschiedenen internationalen Organisationen für Frieden und Menschenrechte. Seit 2008 ist sie in London Direktorin der Organisation The Elders, mit der einflussreiche Personen wie etwa der frühere UN-Generalsekretär Kofi Annan und Nelson Mandela verbunden sind.
Nach dem tragischen Lawinenunglück ihres Mannes sahen die Niederländer Mabel nur selten und dann trauernd. Zuletzt aber war sie bei den Feiern zum Thronwechsel wieder strahlend an der Seite ihrer Schwiegermutter Beatrix erschienen.
Die Verlobung mit Mabel hatte Friso 2003 in große Verlegenheit gebracht. Sie hatte eine frühere enge Verbindung zu einem berüchtigten Drogenboss, der später von einem ehemaligen Komplizen ermordet wurde, gegenüber der niederländischen Regierung verschwiegen. Nach politischer Empörung verzichtete das Paar auf die Zustimmung des Parlaments zu ihrer Hochzeit und Friso damit auch auf seinen Platz in der Thronfolge.
Beisetzung im Kreis der Familie
Der Prinz wird am Freitag im Familienkreis beigesetzt. Die Trauerfeier findet im Dorf Lage Vuursche bei Utrecht statt, dort wird der Prinz auch begraben, hieß es in einer Mitteilung des Hofs.
Auch in Lech am Arlberg wird man sich im Rahmen der alljährlichen Bergmesse anlässlich des Festes Mariä Himmelfahrt am Donnerstag von Friso verabschieden. "Wir werden bei der traditionellen Bergmesse auf der Alpe Bürstegg für Prinz Friso beten", sagte der Lecher Bürgermeister Ludwig Muxel am Dienstag. Die Messe in dem hochalpinen Gelände, die von einem heimischen Bläserensemble umrahmt wird, beginnt um 15 Uhr.
Vor eineinhalb Jahren verunglückte der niederländische Prinz Friso bei einem Lawinenunglück in Lech am Arlberg schwer. Der zweite Sohn von Königin Beatrix war abseits der Pisten unterwegs, als sich ein Schneebrett löste und den damals 43-Jährigen verschüttete. Er lag seither im Koma. Am Montag gab der Hof sein Ableben bekannt. Eine Chronologie der Ereignisse seit dem Lawinenabgang.
17. Februar 2012 - Prinz Friso von Oranien-Nassau von Amsberg fährt gemeinsam mit einem einheimischen Begleiter gegen 12.15 Uhr in einen Hang im Bereich Litzen - Zugertobel ein. Dabei löst sich bei Lawinenwarnstufe 4 ein rund 40 Meter langes Schneebrett, das den Urlauber verschüttet. Nach rund 20 Minuten wird er gerettet, reanimiert und in kritischem Zustand in die Universitätsklinik Innsbruck geflogen. Die Mutter des Prinzen, Königin Beatrix, und seine Frau Mabel besuchen den Verunglückten noch am Nachmittag auf der Intensivstation.
24. Februar - Schlechte Nachricht bei einer Pressekonferenz des Ärzteteams: Der Sauerstoffmangel hat zu massiven Schäden im Gehirn geführt. Es könne nicht mit Sicherheit gesagt werden, ob der Patient jemals wieder das Bewusstsein erlangen werde, hieß es.
26. Februar - Die Lecher Bevölkerung betet bei einem Gottesdienst in Anwesenheit der Königsfamilie für den Verunglückten. Der Lecher Tourismusdirektor kündigt an, weiter für das Skifahren abseits der Piste werben zu wollen, zugleich sollen Gäste besser über die Gefahren aufgeklärt werden. Einen Tag später dementiert die Bergrettung, Medienberichte, wonach es bei der Rettung des Prinzen zu Pannen kam.
1. März - Prinz Friso wird mit einem Ambulanzjet in eine Reha-Einrichtung nach London gebracht. Die königliche Familie reist aus Lech ab.
19. Oktober - Die Staatsanwaltschaft Feldkirch stellt das Verfahren gegen den Skibegleiter des Prinzen in Absprache mit der Oberstaatsanwaltschaft Innsbruck und dem Justizministerium ein. Beiden Skifahrern sei das Risiko von Lawinenabgängen bewusst gewesen, so die Begründung.
19. November - Nach neun Monaten im Koma zeigt Prinz Friso erste Anzeichen von Bewusstsein. Es handle sich um das sogenannte Minimalbewusstsein, dämpfen die Ärzte die Hoffnungen.
18. Februar 2013 - Ein Jahr nach dem tragischen Lawinenunglück kommt die niederländische Königsfamilie wieder in Lech am Arlberg zusammen.
9. Juli 2013 - Prinz Friso ist wieder in den Niederlanden, meldet der Hof. Im Palast Huis ten Bosch in Den Haag werde der Prinz von einem medizinischen Team versorgt.
12. August 2013 - Der Hof gibt das Ableben von Prinz Friso bekannt.
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