Porno-Zugriffe von Abgeordneten veröffentlicht

Blick auf den Palace of Westminster und den Big Ben in London.
Die britischen Parlamentarier sollen 300.000 Mal einschlägige Seiten besucht haben. Zweifel an der Seriosität der Zahlen.

Zum Glück ist in Großbritannien nicht gerade Wahlkampf, denn diese Zahlen würden einige Parlamentarier unter Zugzwang bringen. Laut offiziellen Zahlen des Westminster-Palasts wurden im vergangenen Jahr mehr als 300.000 Versuche registriert, von Parlaments-Computern auf Seiten mit pornografischen Inhalten zuzugreifen - das wären im Durchschnitt mehr als 800 am Tag. Demnach gab es zwischen Jänner und Juli 2013 auch 52.000 Klicks auf Seitensprung-Seiten im Web. Die Statistik wurde auf eine Anfrage der Huffington Post UK hin veröffentlicht, basierend auf dem Gesetz der Informationsfreiheit (Freedom of Information, FOI).

Seit der Veröffentlichung ist das Thema in den britischen Medien omnipräsent. Dabei gibt es erhebliche Zweifel, ob die Porno-Zugriffe tatsächlich von Abgeordneten durchgeführt wurden. Schließlich arbeiten etwa 5000 Menschen auf dem Parlamentsgelände. Es ist nicht klar, ob tatsächlich die Abgeordneten, Besucher oder andere Mitarbeiter die Computer nutzten, um sich Pornos anzusehen - darauf verweist das britischen Unterhaus nachdrücklich. Zudem seien nicht alle Anfragen absichtlich getätigt worden, und diese Websites würden sich auch selbst stetig neu laden und so die Zahlen in die Höhe schnellen lassen.

Akkuratesse gefragt

Tatsächlich sind Zweifel an der Stichhaltigkeit angebracht: Die Zahlen zeigen, dass die gezählten Zugriffe sehr stark variieren: Im November etwa wurden 114,844 Versuche registriert, auf klassifizierte Seiten zu gelangen. Im Februar hingegen nur 15. Eine Sprecherin des House of Commons sagte dazu: "Wir glauben nicht, dass diese Daten eine akkurate Darstellung der Zahlen von absichtlichen Suchanfragen wiedergeben."

Wie viele Volksvertreter nun auch immer Computer, die vom Steuerzahler finanziert wurden, für private Suchanfragen nutzten - die Veröffentlichung fällt in eine Zeit, in der Großbritannien heftig über Online-Porno diskutiert. Premier David Cameron hatte im Juli angekündigt, dass die Insel eine weitreichende Porno-Blockade (auch für Privatcomputer) einführen wird. Die Benutzer müssen dann aktiv zustimmen, um klassifizierte Inhalte zu sehen - aus Gründen des Kinderschutzes.

Kommentare