Nizza: IS-Verbindungen des Täters bisher nicht bewiesen

Vorgehensweise entspreche Aufrufen des Islamischen Staates.

Die IS-Miliz hat den Anschlag in Nizza, bei dem 84 Menschen ums Leben gekommen sind, am Samstag für sich beansprucht und den Täter als "Soldaten" des IS bezeichnet. Ob es jedoch tatsächlich Verbindungen des Attentäters zu der Terrormiliz gibt, ist weiter fraglich. "Diese Verbindungen sind bisher von der Untersuchung nicht bewiesen“, sagte Innenminister Bernard Cazeneuve am Montag dem Radiosender RTL. Sicherheitsexperten schätzen die Erklärung des IS, die offenbar kein Täterwissen enthalte, als vage ein.

Zwar entspreche die Vorgehensweise vollständig den Aufrufen des "Islamischen Staates", sagte Cazeneuve. Aber man könne nicht ausschließen, dass "eine aus dem Gleichgewicht gebrachte und sehr gewalttätige Einzelperson - und es scheint, dass seine Psyche diese Charakterzüge zeigt - sich in einer schnellen Radikalisierung an dieses absolut grauenvolle Verbrechen gemacht hat."

Sechs Verdächtige in Gewahrsam

Die französische Regierung geht davon aus, dass sich der Attentäter von Nizza sehr schnell radikalisiert hat und dass er Helfer hatte, die ihn logistisch unterstützten und ihm auch eine Waffe besorgten. Mehrere Menschen wurden in Polizeigewahrsam genommen und verhört. In einem Fall ist der Polizeigewahrsam inzwischen aufgehoben worden, hieß es Montagfrüh aus Pariser Justizkreisen. Sechs weitere Personen seien noch in Gewahrsam. Bereits am Sonntag war bekanntgeworden, dass die zunächst ebenfalls vorläufig festgenommene Exfrau des 31-Jährigen wieder freigelassen wurde.

Hohe Anschlagsgefahr in Italien

In Italien wurden nach dem Anschlag in Nizza indessen die Sicherheitsvorkehrungen verschärft. Nach Angaben von Innenminister Angelino Alfano sei die Gefahr von Anschlägen in Italien groß. Daher rufe das Innenministerium alle Sicherheitskräfte auf, auch außerhalb des Dienstes ihre Waffen bei sich zu haben, sagte Alfano in einem Interview mit der Tageszeitung "Libero" am Montag.

Dass es bisher zu keinen Anschlägen in Italien gekommen sei, führte der Innenminister auf Präventionsmaßnahmen der Regierung in Rom zurück. "In eineinhalb Jahren haben wir 155.000 Personen kontrolliert, 2.700 Durchsuchungen wurden durchgeführt. 531 Personen wurden verhaftet, gegen weitere 837 Menschen wurden Ermittlungen aufgenommen. Zudem haben wir 99 Personen aus Italien ausgewiesen, die ideologisch den 'Islamischen Staat' unterstützten", sagte Alfano.

Zur Stärkung der Sicherheit plant der Minister ein Dekret, mit dem vorbestrafte Kriminelle von Städten ferngehalten werden sollen. Nähere Details nannte Alfano zunächst nicht. Das Dekret soll nach der Sommerpause im August verabschiedet werden.

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