Papst Franziskus kommt als Pilger

Ein orthodoxer Jude geht an einem Banner mit einem Bild von Papst Franziskus in Jerusalem vorbei.
Trotz der hohen politischen Erwartungen sieht der Papst selbst seine Reise als Pilgerfahrt.

Papst Franziskus besucht das Heilige Land. Wobei er im Helikopter hermetisch abgeriegelte Grenzen dreier Länder überqueren darf: Jordanien, die Palästinensische Autonomie und Israel. "Ich komme nicht als Politiker, sondern als Pilger." Sein Ziel ist die Wiege des christlichen Glaubens – in einer äußerst schwierigen Zeit für die Christen dieser Region. Sie leiden unter immer härteren Nachstellungen.

Im Mittelpunkt dieses Besuchs steht das Treffen zwischen Franziskus, dem Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche, und dem griechisch-orthodoxen Patriarchen von Konstantinopel, Bartolomeos. Vor genau 50 Jahren trafen sich die Oberhäupter beider Kirchen zum ersten Mal in Istanbul – eine erste Annäherung nach fast 1000 Jahren Spaltung.

Auffallend ist die Teilnahme von Beschara al-Rai, dem Oberhaupt der maronitischen Christen aus dem Libanon. Sie gehören zu den byzantinischen Ostkirchen. An ihnen zeigt sich die Spaltung der Kirche so deutlich wie das gemeinsame Schicksal. "Meine Teilnahme ist unpolitisch!", betonte auch al-Rai.

Bei Jordaniens König

Jordaniens König Abdallah will den Papst mit offenen Armen empfangen. Doch seine Freundlichkeit wird ihm unter den auch in Jordanien politisch immer stärker auftretenden Islamisten keine Freunde machen. Selbst der König darf die im Parlament vertretene Bewegung nicht allzu sehr brüskieren.

Auch in den Palästinensischen Autonomiegebieten kommt der Gast eher ungelegen. Hier bemüht sich Präsident Mahmud Abbas um einen Ausgleich mit der militanten Hamas-Bewegung. Als Abbas Papst Franziskus 2013 in Rom besuchte, schenkte dieser ihm eine Füllfeder: "Sie haben ja viel zu unterzeichnen", meinte Franziskus vieldeutig. Seit damals sind die Verhandlungen zwischen der PLO und Israel wieder einmal gescheitert. Unterzeichnet wurde stattdessen ein Plan zur Errichtung einer gemeinsamen Regierung mit der Hamas. Diese lehnt einen Kompromiss mit Israel ab.

Der Besuch in Israel ist für Papst Franziskus aber in jedem Fall leichter als für seine Vorgänger. Israel ist der einzige westliche Staat mit einer wachsenden christlichen Gemeinde, die aber auch hier immer häufiger dem Vandalismus jüdischer Fanatiker ausgesetzt ist. "Hebräische Neonazis" nannte der Schriftsteller Amos Oz die meist jugendlichen Täter.

Paul VI. brachte vor 50 Jahren nicht einmal das Wort "Israel" über die Lippen. Johannes Paul II. erkannte Israel als Staat an. Er bat auch um göttliche Vergebung für alle Leiden, die "die Kirche und viele ihrer Söhne" über Juden gebracht haben. Benedikt XVI. führte diesen Weg weiter. Er sah die Juden als "unsere älteren Brüder". Franziskus will ohne viel Aufhebens am Grab des zionistischen Visionärs Theodor Herzl einen Kranz niederlegen.

Sicherheitsbedenken

Zu Unstimmigkeiten kam es nur über die Frage, ob Franziskus im offenen Wagen an den Gläubigen vorüberfahren darf – der Papst will auch in Israel den direkten Kontakt mit den Menschen. Er wird sein Papamobil mitbringen. Im Gegensatz zu Israels strengen Personenschützern setzt er auch im Heiligen Land auf den Schutz Gottes.

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