Italien: "Bauwut schuld an der Katastrophe"

Ein Bagger arbeitet an einer durch Hochwasser beschädigten Straße.
Verheerende Unwetter: Geologen und Politiker machen Behörden für Folgen verantwortlich.

Nach der Unwetter-Katastrophe auf Sardinien, bei der 16 Menschen ums Leben kamen, beginnt die Suche nach Schuldigen. 2300 Personen mussten die Nacht in Notunterkünften verbringen. Weiterhin wird nach Vermissten gesucht. „Hinter dieser Tragödie stecken Dummheit und Gier. Schuld daran sind Bauspekulationen“, macht der sardische Ex-Regionalpräsident Renato Soru seinem Ärger Luft.

Er kritisiert die Mitte-Rechts-Regionalregierung, die die Vorschriften für Baugenehmigungen in Fluss- und Küstennähe stark lockerte. Soru trat 2008 zurück, nachdem sein Gesetzesentwurf, der ein rigoroses Bauverbot an der Küste vorsah und Bauspekulationen verhindern sollte, boykottiert worden war. Korruption und Profitgier grassieren seit je her auf der Ferieninsel, die seit 2008 von Ugo Cappellacci, einem Vertreter der Berlusconi-Partei, regiert wird.

Auch Geologe Fausto Pani sieht das Ausmaß der Zerstörung in der Bauwut begründet. „Das Wasser findet immer seine alten Wege, auch wenn diese mittlerweile mit Zement verbaut wurden“, erklärt Pani. Geschätzte 80 Prozent aller Gemeinden und Städte auf Sardinien gelten als gefährdet – durch Hochwasser, Hangrutschungen oder Murenabgänge.

Pani fürchtet, dass man wie schon bei der Katastrophe 2008 in der Nähe der Hauptstadt Cagliari, auch diesmal nichts aus der Tragödie lernt. „Kaum ist der Notstand vorbei, wird man mit der Konstruktion von Häusern dort fortfahren, wo Bauverbot herrschen müsste“, so Pani.

Schafe hungern

Der Landwirtschaftsverband Coldiretti prangert ebenfalls die wilde Zementierung an: „Täglich werden in Italien 288 Hektar Boden bebaut, das entspricht der Größe von 400 Fußballfeldern.“

Viele Orte in der bergigen Mittelmeerinsel sind weiterhin von der Außenwelt abgeschnitten. Unzählige Schafherden – auf Sardinien leben eine Million Schafe, die von mehr als 30.000 Hirten betreut werden – sind aufgrund unpassierbarer Straßen und eingestürzter Brücken isoliert. Ihnen droht der Hungertod.

Als Zyklon bezeichnet man eigentlich einen tropischen Wirbelsturm im Indischen Ozean. Synonym werden die Bezeichnungen Hurrikan oder Taifun verwendet. Sie alle entstehen über dem Meer, wenn das Oberflächenwasser mindestens 26 Grad warm ist und stark verdunstet. Dazu muss die sogenannte Corioliskraft vorhanden sein, die durch die Erddrehung entsteht. Ausgelöst wird der Wirbelsturm beispielsweise durch ein Tief oder eine Wellenstörung. Über Land verliert ein solcher Sturm schnell an Kraft, da der Nachschub feuchtwarmer Luftmassen fehlt. Der Weg eines tropischen Wirbelsturms kann relativ gut vorausberechnet werden. Gefahr für die Menschen entsteht nicht nur durch den Sturm selbst, sondern vor allem infolge von Flutwellen und Regen. Die Wassermassen können Überschwemmungen bis weit in das Binnenland auslösen.

Auf dem Mittelmeer werden gelegentlich Stürme beobachtet, die tropischen Wirbelstürmen ähneln - sie werden "Medicane" bezeichnet.Nicht verwechseln darf man sie mit Tornados, die - vorzugsweise in Nordamerika und Australien - über Landmassen entstehen, wenn trocken-kalte und feucht-warme Luftmassen aufeinander treffen.

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