Indien: Vergewaltiger zum Tode verurteilt

Ein Gefangenentransporter der Polizei von Delhi vor dem Bezirksgericht Saket.
Höchststrafe gegen jene vier Männer, die eine 24-Jährige in einem Bus vergewaltigt und getötet haben.

Ein Gericht in der indischen Hauptstadt Neu Delhi hat vier wegen der Gruppenvergewaltigung einer Frau angeklagte Männer zum Tode verurteilt. Mit dem am Freitag verkündeten Urteil kam der Richter der Forderung der Staatsanwaltschaft nach. Die vier Männer hatten mit zwei weiteren Tätern die 23-jährige Inderin im Dezember in einem Bus entführt, vergewaltigt und unter anderem mit einer Eisenstange so stark verletzt, dass sie zwei Wochen später daran starb.

Die verurteilten Männer - ein Taxifahrer, ein Helfer in Bussen, ein Fitnessstudio-Mitarbeiter und ein Obstverkäufer - hatten ihre Schuld bestritten. Erst gegen Ende des Prozesses erklärte der 26 Jahre alte Taxifahrer laut seinem Anwalt, er habe den Bus gefahren, aber von den Vorgängen auf der Rückbank nichts mitbekommen. Ein Freund der Studentin, der ebenfalls im Bus war und von der Gruppe zusammengeschlagen wurde, hatte die brutale Tat ausführlich im Gerichtssaal erzählt.

"Bestialisches Verbrechen"

Richter Yogesh Khanna erklärte, es sei ein "bestialisches Verbrechen", dass das Bewusstsein der Gesellschaft wachgerüttelt habe. Er folgte damit dem Antrag des Staatsanwaltes, der die Tat als "teuflisch" und "barbarisch" bezeichnet und die Todesstrafe gefordert hatte. Die Verteidiger der 19 bis 16 Jahre alten Männer hatten eine Haftstrafe gefordert und mildernde Umstände wie etwa ihr Alter angeführt.

Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig, die Verteidiger wollen Berufung einlegen. Das Verbrechen an der Studentin am 16. Dezember 2012 hatte ganz Indien aufgeschreckt und zu wochenlangen Protesten gegen Vergewaltigungen und Demonstrationen für mehr Frauenrechte geführt. Auch am Freitag standen wieder Demonstranten vor dem Gerichtsgebäude und forderten den Strang für die Vergewaltiger.

Sexuelle Übergriffe auf Frauen wurden in Indien lange verharmlost oder totgeschwiegen. Doch die Vergewaltigung einer Studentin Ende 2012 löste eine Protestwelle aus.

16. Dezember 2012: In einem Bus in Neu Delhi vergewaltigen und foltern sechs Männer eine 23-jährige Studentin und verprügeln ihren Freund. Am Folgetag nimmt die Polizei vier Verdächtige fest, später zwei weitere. Die Frau schwebt in Lebensgefahr.

18. Dezember: Demonstranten verlangen die Todesstrafe für Vergewaltiger. Die Opposition fordert im Parlament schärfere Gesetze.

27. Dezember: Der Zustand des Opfers verschlechtert sich. Die Frau wird nach Singapur ausgeflogen, wo sie am 29. Dezember stirbt.

3. Jänner 2013: Die Justiz erhebt gegen fünf Beschuldigte Anklage wegen Mordes, Vergewaltigung und Entführung. Ihnen droht die Todesstrafe. Das Alter des sechsten Beschuldigten wird geprüft.

21. Jänner: Die mutmaßlichen Vergewaltiger stehen in Neu Delhi für erste Anhörungen vor einem der neuen Schnellgerichte, die nach dem Tod der Studentin eingerichtet worden waren.

28. Jänner: Ein Jugendgericht bescheinigt einem Beschuldigten, dass er nicht volljährig ist. Damit drohen ihm maximal drei Jahre Haft.

2. Februar: Bei einer Anhörung plädieren die Angeklagten auf nicht schuldig. Indien verschärft die Strafen für sexuelle Gewalttäter. Nun reichen sie von mindestens 20 Jahren Haft bis zur Todesstrafe.

5. Februar: Der Prozess gegen fünf Beschuldigte beginnt.

11. März: Der mutmaßliche Drahtzieher wird erhängt in seiner Zelle gefunden.

11. Juli: Das erwartete Urteil gegen den zur Tatzeit 17-Jährigen wird zunächst um zwei Wochen und dann erneut mehrfach verschoben.

28. August: Vergewaltiger sollen in Indien mit dem Versprechen, das Opfer zu heiraten, keine Strafmilderung mehr bekommen. Das habe das Verfassungsgericht entschieden, berichtet die "Times of India".

31. August: Der zur Tatzeit 17-Jährige wird zu drei Jahren Jugendarrest verurteilt. Das Urteil ist noch nicht rechtskräftig.

10. September: Ein Sondergericht in Neu Delhi spricht die vier volljährigen Angeklagten des Mordes schuldig.

11. September: Der Staatsanwalt fordert die Todesstrafe, die Verteidigung lebenslange Haft.

13. September: Die vier volljährigen Angeklagten werden als Mörder zum Tod verurteilt.

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