Behörden: 842 Tote nach "Matthew" auf Haiti

"Matthew" hinterließ Verwüstungen auf Haiti. Zwei Millionen Menschen sind in den USA vor dem Sturm auf der Flucht.

Nach dem Zerstörungszug von Hurrikan "Matthew" durch die Karibik steigt die Zahl der Todesopfer weiter. Allein in Haiti starben mindestens 842 Menschen, wie am Freitag aus amtlichen Angaben hervorging. Am Freitag richteten Ausläufer des Wirbelsturms Schäden im US-Bundesstaat Florida an.

Aus entlegenen Gegenden Haitis, die durch "Matthew" von der Außenwelt abgeschnitten waren, gingen Meldungen über immer mehr Tote ein. Das Land leidet nach wie vor unter den Folgen des schweren Erdbebens vor sechs Jahren mit über 200.000 Toten. Die Regierung in Port-au-Prince bat international um Hilfe.

USA entsenden Marineschiff

Die USA entsenden nun ein Marineschiff mit Rettungs- und Wiederaufbauspezialisten nach Haiti. Die "USS Mesa Verde" habe Befehl erhalten, den humanitären Hilfseinsatz zu unterstützen, sagte ein Sprecher des Verteidigungsministeriums am Freitag in Washington. An Bord sind 300 Marineinfanteristen sowie Transporthubschrauber.

Zuvor hatten die US-Behörden bereits die Entsendung von 250 weiteren Soldaten und neun Hubschraubern in den bitterarmen Karibikstaat angekündigt. "Matthew" war am Mittwoch über Haiti hinweggefegt. Nach Angaben von Herve Fourcand, Senator des am schwersten betroffenen Departements Sud, riss er mindestens 400 Menschen in den Tod. Die Katastrophenschutzbehörde sprach von mindestens 315 Todesopfern, wobei mehrere von der Außenwelt abgeschnittene Orte noch keine Meldungen abgegeben haben.

Nach UN-Angaben sind etwa 350.000 Menschen auf Hilfe angewiesen. Allein im am schwersten betroffenen Departement Sud sind mehr als 29.000 Häuser zerstört, tausende Menschen sind obdachlos.

Im Tagesverlauf bewegte sich der Wirbelsturm entlang der US-Südostküste von Florida nordwärts und streifte dabei auch das Raumfahrtzentrum Cape Canaveral. Millionen Menschen brachten sich vor dem Sturm mit Böen von bis zu 195 Kilometern pro Stunde in Sicherheit. US-Präsident Barack Obama rief seine Landsleute auf, den Anweisungen der Behörden Folge zu leisten und Schutz zu suchen.

Welchen Verlauf der Sturm genau nimmt und vor allem ob er ins US-Hinterland dreht, war nach Angaben der US-Behörden noch unklar. Das Nationale Hurrikanzentrum in Miami erklärte, das Auge des Sturms werde in der Nacht auf Samstag "entlang oder über die Küste Floridas" ziehen und dann weiter entlang der Küste in Richtung Norden nach Georgia und South Carolina.

600.000 Haushalte ohne Strom

Von der Sturmwarnung betroffen waren rund zwölf Millionen US-Bürger. Nach Angaben von Gouverneur Rick Scott waren am Freitag 600.000 Haushalte ohne Strom. Ausläufer des Hurrikans haben auch den NASA-Weltraumbahnhof in Cape Canaveral in Mitleidenschaft gezogen. Nach ersten Erkenntnissen seien die Dächer mehrerer Gebäude am Kennedy Space Center beschädigt, Strom- und Wasserversorgung seien unterbrochen, erklärte NASA-Sprecher Brian Dunbar.

Auf dem Gelände des Kennedy Space Center befinden sich Raketen, Raumfähren und Ausrüstungsgegenstände des US-Raumfahrtprogramms sowie von privaten Raumfahrtunternehmen wie SpaceX. Eine Rumpfmannschaft von 116 Mitarbeitern sollte während des Wirbelsturms auf dem Gelände ausharren, um im Notfall eingreifen zu können.

Zweitteuerster Wirbelsturm aller Zeiten

Unterdessen meldeten die Behörden von Florida ein erstes Todesopfer in Folge des Hurrikans. Im Landkreis St. Lucie erlitt eine Frau einen tödlichen Herzstillstand, weil die Rettungskräfte sie wegen des Wirbelsturms nicht rechtzeitig erreichen konnten.

Für US-Versicherer könnte "Matthew" nach Schätzungen von Experten der zweitteuerste Wirbelsturm aller Zeiten werden. Forscher von Kinetic Analysis schätzen die versicherten Schäden auf bis zu 25 Milliarden Dollar. Damit würde der Hurrikan hinter "Katrina" landen, die 2005 unter anderem die Stadt New Orleans zerstört hatte.

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