Innige Umarmung zweier ehemaliger Gegnerinnen

Cover der Zeitschrift „Soho“ mit Isabel Londoño und Ana Pacheco.
Kontroversielles Magazin-Cover bringt den Friedensprozess weltweit ins Gespräch.

Eine eigene Interpretation von Frieden beweist die kolumbianische Zeitschrift SoHo in ihrer aktuellen Ausgabe. "Der Frieden nach SoHo" steht auf dem Titelblatt des Männermagazins, das sich an eine ähnliche Lesergruppe wendet wie etwa Playboy oder Maxim. Daneben die nackten Körper zweier ehemaliger Gegnerinnen im kolumbianischen Bürgerkrieg. Links Isabel Londoño, eine Mitarbeiterin des Geheimdienstes der Regierung, rechts Ana Pachego, eine Ex-Guerillakämpferin. So stellen sich die Herausgeber des monatlich erscheinenden Blatts offenbar die Friedensbemühungen der beiden Konfliktparteien vor.

Ex-Rebellin Pacheco sagte gegenüber dem Radiosender Blu: "Sie stand auf der einen Seite und ich auf der anderen. Wenn wir aber den ersten Schritt gehen und uns umarmen – warum sollten wir uns dann nicht vergeben können?" Sie bereue den bewaffneten Kampf: "Wenn ich um Verzeihung bitten müsste, dann würde ich das heute tun. Zwei Jahre lang habe ich für die Guerilla gekämpft. Jetzt betrachte ich das als verlorene Zeit."

Das Cover des „Soho“-Magazins zeigt Isabel Londoño und Ana Pacheco.
Kolumbisches Männermagazin "SOHO"

50 Jahre Kampf

Seit Oktober 2012 laufen harte Verhandlungen zwischen der Regierung und der FARC über die Beilegung des mehr als 50 Jahre andauernden Konfliktes. Die Guerillaorganisation soll in eine gewaltfreie, politische Organisation umgewandelt werden. Kein Mitglied soll an die USA ausgeliefert werden, so die Forderung der ehemaligen Rebellen. Gleichzeitig versichert die FARC die Einstellung aller Waffenkäufe.

Im März soll ein Friedensvertrag unterzeichnet werden. Danach soll das Volk darüber abstimmen. Der Konflikt zwischen Regierung, linken Guerillagruppen und rechten Paramilitärs hat in den 1960er-Jahren begonnen und seither rund 220.000 Menschenleben gekostet.

Dass nun das zweitgrößte Magazin des Landes, in dem auch angesehene Autoren immer wieder Gastbeiträge schreiben, mit zwei sich liebkosenden Frauen den Frieden feiert, sehen nicht alle Kolumbianer gerne. Zudem sei Isabel Londoño, die auf dem Cover immerhin in Dessous zu sehen ist, überhaupt nie direkt in den Kampf gegen die Guerillas involviert gewesen, so Kritiker.

Weltweite Botschaft

Doch das Bild erinnert auch an das Rolling-Stone-Cover von John Lennon und Yoko Ono, zwei der weltweit berühmtesten Kriegsgegner. Abbildungen von nackten Körpern in Zusammenhang mit dem Kampf gegen den Krieg müssen auch nicht immer sexistisch sein, sagte die lateinamerikanische Feministin Limo Regina in Bezug auf das Cover. Doch dieses Bild sei unpassend: "Es minimiert die Rolle von Frauen in diesem Konflikt. Sie wurden getötet, versklavt und missbraucht." Es werde den Friedensbemühungen nicht gerecht. Immerhin hat es diese aber wieder in die internationalen Medien gehievt.

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