Feuer nach Tankzug-Explosion gelöscht

Ein Zugwaggon steht in Flammen, während Feuerwehrleute versuchen, das Feuer zu löschen.
Durch die Explosion kamen mindestens 13 Menschen ums Leben, mehr als 50 werden noch vermisst.

Bei der verheerenden Explosion eines entgleisten Tankzugs in Kanada sind nach neuen Angaben mindestens 13 Menschen ums Leben gekommen. Das teilte die Polizei am Montag in einer neuen Bilanz mit. Acht weitere Leichen seien im Laufe des Tages gefunden worden. Wie es weiter von der Polizei hieß, gehe man aber von einer Gesamtzahl von um die 50 Toten oder Vermissten aus. Nach Angaben eines Feuerwehrmanns hielten sich zum Unglückszeitpunkt 50 Menschen in einer Bar auf, von der "nichts mehr übrig" sei.

Zuvor war von fünf Todesopfern und 40 Vermissten in der Kleinstadt Lac-Megantic die Rede gewesen, deren Zentrum durch das Unglück in der Nacht auf Samstag (Ortszeit) völlig zerstört worden war.

Feuer gelöscht

Zwei Tage nach der Explosion hat die Feuerwehr die Flammen endlich ersticken können. "Die Flammen, die Feuer sind gelöscht", sagte der örtliche Feuerwehrchef Denis Lauzon am Sonntagabend (Ortszeit) vor Journalisten. Zwei Tankwaggons würden vorsichtshalber weiter mit Wasser besprengt, damit sie abkühlten. In der Nacht auf Montag gab es dann plötzlich eine erneute Explosion, ihre genaue Ursache blieb aber unklar.

Ein Sprecher der Provinzpolizei sagte, ein großer Teil des Unglücksortes sei den Ermittlern immer noch nicht zugänglich, weil die Feuerwehr die Bereiche noch nicht gesichert habe. Ermittler der kanadischen Behörde für Verkehrssicherheit untersuchten am Sonntag die Lokomotive und stellten Daten ihrer Blackbox sicher.

Stadtzentrum verwüstet

Der mit Rohöl beladene Zug war in der Nacht auf Samstag führerlos durch Lac-Megantic gerast und entgleist, woraufhin mehrere Kesselwagen explodierten. Durch das Flammeninferno wurde das Zentrum der 6.000-Einwohner-Stadt völlig zerstört. Etwa 2.000 Einwohner mussten ihre Häuser verlassen, einige von ihnen durften am Sonntag zurückkehren. Das Rote Kreuz richtete Notunterkünfte in mehreren Schulen der Umgebung ein.

Den kanadischen Behörden zufolge bestand der Tankzug aus 72 mit je hundert Tonnen Öl beladenen Waggons, von denen mindestens vier explodierten. Laut dem Bahnunternehmen Montreal Maine & Atlantic hatte der Zug zunächst wegen eines Personalwechsels im 13 Kilometer entfernten Nachbarort Nantes gehalten. Trotz gezogener Bremsen sei er dann plötzlich ohne Lokführer die abschüssigen Gleise hinunter nach Lac-Megantic gerollt, das rund 250 Kilometer östlich der Metropole Montreal liegt.

Mädchen stand in Flammen

Zeugen berichteten von mindestens sechs Explosionen und einem riesigen Feuerball über der Ortschaft. "Ein junges Mädchen stand komplett in Flammen", berichtete ein Augenzeuge. "Sie schrie immer wieder: Rettet mich! Rettet mich!"

Polizeisprecher Michel Brunet sagte, bisher seien fünf Leichen entdeckt worden. Da noch 40 Menschen vermisst würden, rechne die Polizei aber mit "viel mehr" Opfern. Die Angaben des Feuerwehrmanns über die 50 Menschen in der völlig zerstörten Bar wollte Brunet nicht bestätigen.

Die Identifizierung der Opfer dürfte sich schwierig gestalten. Es müsse davon ausgegangen werden, dass die Leichen stark verkohlt seien, sagte eine Vertreterin der Gerichtsmedizin, Genevieve Guilbault. Angesichts der Schwere des Brandes sei nicht auszuschließen, dass manche Leichen gar nicht identifiziert werden könnten.

Kanadas Premierminister Stephen Harper besuchte am Sonntag das zerstörte Stadtzentrum von Lac-Megantic. "Das ist wie ein Kriegsgebiet", sagte er. Das Ausmaß der Zerstörung sei "unglaublich, schwer vorstellbar".

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