Exekutionen: Richter plädiert für Erschießungen
In den USA wird wieder über das Thema Todesstrafe debattiert. Anlassfall ist, wie so oft, eine verpfuschte Hinrichtung: Joseph Wood, einem verurteilten Mörder, soll eine wenig erprobte Giftmischung injiziert worden sein, die ihm vor seinem Tod zwei Stunden Qualen bereitet haben soll. Es ist der dritte derartige Fall in nur drei Monaten – und er sorgt für teils krude Wortmeldungen.
Erschießen oder Guillotine
So hat etwa der konservative Richter Alex Kozinski, Vorsitzender des 9. Bundesberufunsggerichts, angesichts der Causa Wood nach dem Einsatz von Erschießungskommandos gerufen. Der streitbare Richter hält von der Giftspritze nämlich nicht aus humanitären Gründen wenig, sondern weil sie ein „unehrlicher“ Versuch sei, die brutale Natur der Todesstrafe zu verschleiern: Richtig trainierte Erschießungskommandos wären „idiotensicher“, so der Jurist in einem Interview mit Associated Press. Auch die Guillotine wäre eine narrensichere Variante, der es aber an gesellschaftlicher Akzeptanz fehle.
Der „medikamentöse Tod“, so der Richter, ließe die Strafe „ruhig und schön“ aussehen und maskiere die brutale Realität einer Hinrichtung. „Wenn wir als Gesellschaft Exekutionen durchführen wollen, müssen wir die Tatsache akzeptieren, dass der Staat dies für uns mit horrender Brutalität tut. Exekutionen sollen Exekutionen bleiben, keine medizinischen Vorgänge.“ Erschießungskommanods sind derzeit noch in zwei Bundesstaaten erlaubt, werden aber nur auf Wunsch der Todeskandidaten eingesetzt.
Schuldzuweisungen

Diese sehen die Sachlage naturgemäß anders: Wood sei „komatös“ gewesen, es gebe keine medizinischen oder forensischen Beweise", dass die Hinrichtung verpfuscht worden sei, erklärte der Leiter der Strafvollzugsbehörde in Arizona, Charles Ryan, am Donnerstag. Dass Augenzeugen ebenso bestätigten, dass Wood zwei Stunden lang Qualen erlitten habe, ließ er unkommentiert – Troy Hayden von Fox News etwa sagte, es sei "sehr verstörend" gewesen, die Hinrichtung mit anzusehen. "Irgendwann habe ich mich gefragt, ob er überhaupt jemals sterben würde."
Die Angehörigen des Mordopfers – Wood war wegen des Mordes an seiner Ex-Freundin und deren Vater im Jahr 1989 zum Tode verurteilt worden – beurteilten dies ebenso anders. "Für mich klang das, als schnarche er", sagte etwa Jeanne Brown, die Schwester der Getöteten. "Es ist qualvoll, den eigenen Vater und die eigene Schwester in einer Blutlache liegen zu sehen." Wood habe den Tod verdient, und sie glaube auch nicht, dass er gelitten habe. Dennoch setzte der US-Bundesstaat Exekutionen aber vorerst aus, bis die Causa geklärt ist.
Tests mit Gift
In der Regel dauert es zehn Minuten, bis ein Todeskandidat nach der Verabreichung des Giftcocktails stirbt. Da man aber derzeit Probleme bei der Versorgung mit den für die Giftinjektionen verwendeten Mitteln hat, testen mehrere US-Bundesstaaten deswegen neue, teils wenig erprobte Mittel. Diann Rust-Tierney, die Vorsitzende der Nationalen Koalition für die Abschaffung der Todesstrafe, ärgerte sich über die Vorhersehbarkeit des Dramas: Woods Giftcocktail war zuvor erst einmal angewandt worden – und auch der daraus resultierende 26-minütige Todeskampf des Verurteilten hatte für Empörung gesorgt. "Das Schlimmste an Joseph Woods verpfuschter Hinrichtung ist, dass sie komplett vorhersehbar war und sie hätte verhindert werden können", so Rust-Tierney.
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