Brasilien: Chefärztin unter Mordverdacht

Eine Krankenschwester geht in einem Krankenhaus an einem Aufzug vorbei.
Die 56-Jährige soll auf der Intensivstation in einem südbrasilianischen Spital zahlreiche Patienten getötet haben,

In Brasilien soll die Chefärztin einer Intensivstation zahlreiche Patienten getötet haben. Der Medizinerin des Hospitals Evangelico im südbrasilianischen Curitiba wird vorgeworfen, mindestens sieben Menschen getötet zu haben. In 21 Fällen gebe es ebenfalls starke Verdachthinweise, sagte der vom Gesundheitsministerium eingesetzte Prüfer Mario Lobato dem Fernsehsender TV Globo. Außerdem werde untersucht, ob die Frau möglicherweise an 300 weiteren Todesfällen beteiligt gewesen sein könnte. Insgesamt werden über 1.700 Todesfälle der vergangenen sieben Jahre durchleuchtet.

Tödliche Kombination

Die 56-jährige Ärztin soll nach Vermutung der Staatsanwaltschaft zusammen mit sieben weiteren Angeklagten - drei Ärzte, drei Krankenwärter und ein Physiotherapeut - bei den Schwerkranken die Sauerstoffzufuhr auf ein Minimum gedrosselt haben. Zudem sollen den Patienten Medikamente zur Muskelentspannung verabreicht worden sein, die die Atmung erschweren. Diese Kombination sei für die Patienten tödlich gewesen.

Drei Frauen stehen vor einem Gebäude, eine hält eine weiße Jacke.
Doctor Virginia Soares de Souza (C) is arrested by police officers in Curitiba in this February 19, 2013 file photo. Souza is suspected of intentionally killing close to 300 patients to free up hospital beds at Hospital Evangelico in Curitiba, Brazil. Local media said that Souza was initially arrested in February 2013 for administering fatal doses of a muscle relaxant or cutting off patients' life support in seven cases. Gazeta do Povo newspaper reported that civil police in Curitiba will investigate the deaths of patients since 2006 at Curitiba's General Evangelical Hospital. Picture taken February 19, 2013. REUTERS/Henry Milleo/Agencia de Noticias Gazeta do Povo/File (BRAZIL - Tags: CRIME LAW HEALTH) ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. BRAZIL OUT, FOR EDITORIAL USE ONLY. NOT FOR SALE FOR MARKETING OR ADVERTISING CAMPAIGNS. THIS PICTURE IS DISTRIBUTED EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS
Nach Angaben des Verteidigers der Ärztin, Elias Mattar Assad, ist in allen Fällen der Behandlungsvorgang medizinisch gerechtfertigt gewesen, wie TV Globo berichtete.

Krankengymnastin erstattete Anzeige

Eine Physiotherapeutin der Intensivstation erstattete vor einem Jahr die erste Anzeige. In ihren elf Jahren auf verschiedenen Intensivstationen habe sie niemals Behandlungsverfahren wie im Hospital Evangelico erlebt, erklärte die Krankengymnastin der lokalen Zeitung Gazeta do Povo. Die Todesfälle hätten sich sehr schnell ereignet, oft nach nur zwei Tagen auf der Intensivstation, obwohl es Erholungschancen gegeben habe. Der Verteidiger der angeklagten Ärztin brachte die Anschuldigung der Physiotherapeutin mit einer Feindseligkeit in Verbindung, die wegen der Strenge der Chefin auf der Intensivstation geherrscht habe.

Vom 23. Jänner bis zum 7. Februar wurden auf Anweisung der Justiz insgesamt 30 Stunden an Telefongesprächen, die die Ärztin führte, abgehört. Am 19. Februar wurde sie verhaftet. Nach einem Monat in Untersuchungshaft wurde sie wieder freigelassen. Der zuständige Richter wies vergangene Woche den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, die Angeklagte in Präventivhaft zu nehmen. Sie darf jedoch vorerst keine Intensivstation betreten.

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