Brasilien: Chefärztin unter Mordverdacht

In Brasilien soll die Chefärztin einer Intensivstation zahlreiche Patienten getötet haben. Der Medizinerin des Hospitals Evangelico im südbrasilianischen Curitiba wird vorgeworfen, mindestens sieben Menschen getötet zu haben. In 21 Fällen gebe es ebenfalls starke Verdachthinweise, sagte der vom Gesundheitsministerium eingesetzte Prüfer Mario Lobato dem Fernsehsender TV Globo. Außerdem werde untersucht, ob die Frau möglicherweise an 300 weiteren Todesfällen beteiligt gewesen sein könnte. Insgesamt werden über 1.700 Todesfälle der vergangenen sieben Jahre durchleuchtet.
Tödliche Kombination
Die 56-jährige Ärztin soll nach Vermutung der Staatsanwaltschaft zusammen mit sieben weiteren Angeklagten - drei Ärzte, drei Krankenwärter und ein Physiotherapeut - bei den Schwerkranken die Sauerstoffzufuhr auf ein Minimum gedrosselt haben. Zudem sollen den Patienten Medikamente zur Muskelentspannung verabreicht worden sein, die die Atmung erschweren. Diese Kombination sei für die Patienten tödlich gewesen.

Krankengymnastin erstattete Anzeige
Eine Physiotherapeutin der Intensivstation erstattete vor einem Jahr die erste Anzeige. In ihren elf Jahren auf verschiedenen Intensivstationen habe sie niemals Behandlungsverfahren wie im Hospital Evangelico erlebt, erklärte die Krankengymnastin der lokalen Zeitung Gazeta do Povo. Die Todesfälle hätten sich sehr schnell ereignet, oft nach nur zwei Tagen auf der Intensivstation, obwohl es Erholungschancen gegeben habe. Der Verteidiger der angeklagten Ärztin brachte die Anschuldigung der Physiotherapeutin mit einer Feindseligkeit in Verbindung, die wegen der Strenge der Chefin auf der Intensivstation geherrscht habe.
Vom 23. Jänner bis zum 7. Februar wurden auf Anweisung der Justiz insgesamt 30 Stunden an Telefongesprächen, die die Ärztin führte, abgehört. Am 19. Februar wurde sie verhaftet. Nach einem Monat in Untersuchungshaft wurde sie wieder freigelassen. Der zuständige Richter wies vergangene Woche den Antrag der Staatsanwaltschaft ab, die Angeklagte in Präventivhaft zu nehmen. Sie darf jedoch vorerst keine Intensivstation betreten.
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