Satiriker fälschte Brief von Drogenboss an Terrorchef

Joaquín „El Chapo“ Guzmán wird von maskierten Soldaten bewacht.
Ein Fake-Drohbrief von Drogenboss „El Chapo“ an IS-Chef Al Baghdadi geistert durch das Netz.

Die Story war zu gut, um wahr zu sein. Am Freitag vermeldeten die New York Post und andere Medien: „Drogenboss erklärt IS den Krieg“. Ein Schreiben war aufgetaucht, das der mächtigste Drogenboss der Welt, Joaquim „ El Chapo“ Guzman, angeblich an den IS-Chef Abu Bakr Al Baghdadi gerichtet haben soll. Darin steht in Gangster-Jargon geschrieben, dass sich die Terrormiliz aus den Geschäften des Sinaloa Kartells – des größten mexikanischen Drogenkartells – heraushalten solle: „Ihr seid keine Soldaten, sondern arme Verlierer. Euer Gott kann euch nicht vor dem Terror retten, den meine Männer über euch bringen werden, wenn ihr weiter meine Operationen stört.“ Er droht, den IS zu „zerstören“ und ihm „Herz und Zunge rauszureißen“.

Ein Mann mit Bart hält eine Rede hinter einem verzierten Rednerpult.
A man purported to be the reclusive leader of the militant Islamic State Abu Bakr al-Baghdadi is seen in what would have been his first public appearance at a mosque in the centre of Iraq's second city, Mosul, according to a video recording posted on the Internet on July 5, 2014, in this file still image taken from video. To match Insight MIDEAST-CRISIS/BAGHDADI REUTERS/Social Media Website via Reuters TV/Files ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE HAS BEEN SUPPLIED BY A THIRD PARTY. IT IS DISTRIBUTED, EXACTLY AS RECEIVED BY REUTERS, AS A SERVICE TO CLIENTS. REUTERS IS UNABLE TO INDEPENDENTLY VERIFY THE CONTENT OF THIS VIDEO, WHICH HAS BEEN OBTAINED FROM A SOCIAL MEDIA WEBSITE

Doch nachdem etliche Medien schon darüber geschrieben hatten, meldete sich der Satiriker Steve Charnock von der Website ThugLife zu Wort. Er habe – wie so oft – eine Story erfunden, die sich im Internet verbreitete. Dass seriöse Medien den Brief als Fakt übernehmen würden, habe er nicht erwartet, sagte er der Daily Mail.
El Chapo ist einer der meistgesuchten Verbrecher der Welt. Sein Sinaloa Kartell dominiert nicht nur den US-Drogenmarkt, sondern agiert auch in Europa, Afrika, Asien – und dem Nahen Osten. Die Morde des Kartells stehen jenen des IS in Grausamkeit um nichts nach. 2014 gefangen und im vergangenen Juli wieder entkommen, ist El Chapo derzeit auf der Flucht.

Böse Buben gegen IS

Wenn auch nicht El Chapo, haben doch schon einige Kriminelle der Terrormiliz „Islamischer Staat“ in der jüngeren Vergangenheit den Kampf angesagt. Nach den Attentaten von Paris und darauf folgenden IS-Drohungen gegen die Stadt New York hat etwa der Sohn des sizilianischen Mafiabosses John Gambino den New Yorkern versprochen, sie vor dem IS zu beschützen. Die Mafia habe bessere Möglichkeiten das zu tun als das FBI. Es sei kein Zufall, dass in Sizilien – wo die Mafia eine starke Präsenz hat – keine Terroristen seien, so Gambino.

In Wahrheit sind die Schutzankündigungen der Mafia wohl aber reine PR, um in einer Zeit der Terrorangst die Chance zu nutzen, den eigenen Ruf zu verbessern. Ähnliches gilt für kriminelle Bikergangs. Im Vorjahr etwa brüsteten sich Mitglieder der Kölner „Hells Angels“ damit, in Syrien an der Seite von Kurden gegen den IS zu kämpfen.

Auch die Hackergruppe Anonymous, die sich zumindest zum Teil auf kriminellen Pfaden bewegt, hat sich dem Krieg gegen den IS verschrieben. Nach den Paris-Attentaten meldete die Gruppe: „Wir werden euch finden und die wichtigste Operation starten, die je gegen euch geführt wurde.“

IS-Führung geschwächt

Auf „herkömmlichem“ Weg wurde die Terrormiliz zuletzt tatsächlich geschwächt. Wie gestern bekannt wurde, hat die US-Armee bei einem ihrer Luftschläge den Finanzchef der Gruppe getötet. Die Operation sei am 29. November im Nordirak durchgeführt worden. Der als Abu Saleh bekannte „IS-Finanzminister“ war für die Koordination der Einnahmen und Ausgaben der Miliz zuständig.

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