Airbus-Crash: Kosten liegen bei 278 Mio. Euro
Für die Kosten rund um den Germanwings-Absturz hat ein Versicherungskonsortium nach Angaben der Lufthansa 300 Millionen US-Dollar (278 Millionen Euro) zurückgestellt. Es gehe unter anderem um finanzielle Entschädigungen für die Hinterbliebenen der 150 Opfer, die Kosten für den zerstörten Airbus A320 und für Betreuungskräfte, erklärte ein Sprecher der Fluggesellschaft am Dienstag in Frankfurt. Er bestätigte damit einen Bericht des „Handelsblattes“.
Der 27 Jahre alte Copilot des Fluges 4U9525 soll den bisherigen Ermittlungen zufolge die Maschine mit 150 Menschen an Bord vor einer Woche absichtlich zum Absturz gebracht und seinem Arbeitgeber eine Erkrankung verheimlicht haben. Die Suche nach Opfern wurde am Dienstag fortgesetzt.
Suche nach "Systemfehlern"
Die französischen Ermittler gehen auch möglichen "Systemfehlern" nach. Die Luftfahrtermittlungsbehörde BEA teilte am Dienstag in Paris mit, dass insbesondere das Schließsystem der Cockpit-Türen näher untersucht werden solle. Dabei gehe es auch um die "Abläufe beim Eintritt und beim Verlassen des Cockpits". Die BEA verwies zudem ausdrücklich darauf, dass die Kriterien und Abläufe zum "Erkennen bestimmter psychologischer Profile" unter die Lupe genommen werden sollten.
Experten der französischen Gendarmerie stellen sich darauf ein, dass die Identifizierung der Opfer des Absturzes mehrere Monate dauern kann. Das sagte der Leiter des zuständigen Kriminalinstituts, François Daoust, am Sitz der Einrichtung in Pontoise bei Paris.

Dem widersprach am Dienstag Frankreichs Präsident Francois Hollande: Er geht davon aus, dass die 150 Opfer bis spätestens Ende der Woche identifiziert werden können. Bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit Angela Merkel sagte er in Berlin, dass es bis Ende der Woche möglich sein werde, "alle Opfer dank der entnommenen DNA-Proben zu identifizieren".
Der Germanwings-Copilot war Jahre vor dem Absturz als suizidgefährdet eingestuft und in psychotherapeutischer Behandlung. In jüngster Zeit sei ihm aber weder Selbst- noch Fremdgefährdung attestiert worden, teilte die Düsseldorfer Staatsanwaltschaft mit. Es habe jedoch bis zuletzt „weitere Arztbesuche mit Krankschreibungen“ gegeben. Bei ihm daheim hatten Ermittler zerrissene Krankschreibungen gefunden, auch für den Tag des Absturzes. Hinweise auf ein organisches Leiden gibt es in den ärztlichen Dokumentationen laut Staatsanwaltschaft bislang nicht.
Krankenhaus-Akten
Die Ermittler haben seit Montag auch Zugriff auf Krankenhaus-Akten über den Copiloten, wie eine Sprecherin des Uniklinikums Düsseldorf sagte. Der aus dem rheinland-pfälzischen Montabaur stammende Mann war vor einigen Wochen als Patient an die Klinik gekommen. Dabei ging es demnach um „diagnostische Abklärungen“, die aber bislang offiziell nicht näher erläutert wurden. Für Berichte, wonach der Mann auch an Sehstörungen gelitten haben soll, war bislang keine Bestätigung zu erhalten.
Debatte um Schweigepflicht
Die Germanwings-Katastrophe löste eine Diskussion über die Lockerung der ärztlichen Schweigepflicht für sensible Berufe wie Piloten aus. Der Präsident der Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK), Rainer Richter, lehnt eine Lockerung ab. „Die Schweigepflicht ist in Fällen, in denen Patienten andere Personen gefährden, nicht das Problem“, sagte Richter der Deutschen Presse-Agentur. „Schon jetzt sind Ärzte und Psychotherapeuten befugt, die Schweigepflicht zu durchbrechen, wenn sie dadurch die Schädigung Dritter verhindern können. In Fällen, in denen es um Leben und Tod geht, sind sie dazu sogar verpflichtet.“
Neben der Bergung der Opfer steht weiterhin das Auffinden des zweiten Flugschreibers im Mittelpunkt. Er soll weitere Erkenntnisse zum Geschehen vor dem Absturz liefern. Der Absturz dürfte auch Thema beim routinemäßigen Treffen der Regierungen von Deutschland und Frankreich in Berlin sein.
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