Zugunglück in Indien mit Hunderten Toten: Ursache gefunden
"Überall Leichen, vielen fehlten Körperteile, Menschen, die in den Waggons feststeckten, schrien um Hilfe". Jene Bilder, die ein Überlebender des Zugunglücks in Indien zu sehen bekam, wird er so schnell nicht aus dem Kopf bekommen. "Ich sah Menschen mit verstümmelten Körperteilen und entstellten Gesichtern. Das wird mich mein Leben lang verfolgen."
Am Freitag ereignete sich in einer ländlichen Gegend im indischen Bezirk Balasore, gut 200 Kilometer südwestlich von Kolkata, eines der schwersten Zugunglücke in Indien. Mindestens 288 Tote sind zu beklagen, Hunderte sind verletzt.
➤ Hintergrund: Zugunglück in Indien: Fast 300 Tote
Tausend Menschen sind unablässig mit den Räumungsarbeiten beschäftigt, teilte das indische Bahnministerium auf Twitter mit.
Drohnenaufnahmen im örtlichen Fernsehen am Sonntag zeigten auch Bagger bei der Arbeit der Räumung der Strecke - und sie zeigen mit vielen Wracks und kaputten Gleisen die erschütternde Größe der Katastrophe.
Laut Rettungskräften vor Ort werden in und unter den Wracks inzwischen keine Überlebenden mehr erwartet. Das Ziel sei es, die Räumungsarbeiten bis Mittwoch abzuschließen, sagte Bahnminister Ashwini Vaishnaw der indischen Nachrichtenagentur ANI.
Gleichzeitig versuchten Angehörige vor Ort in verschiedenen Leichenhallen teils sehr entstellte Opfer zu identifizieren, wie etwa die Times of India berichtete.
Signalfehler als Ursache
Das Zugsunglück ist nach Regierungsangaben durch einen Fehler im elektronischen Signalsystem verursacht worden.
Der indische Minister für den Bahnverkehr, Ashwini Vaishnaw, verwies am Sonntag laut der Nachrichtenagentur ANI auf das Signalsystem als Ursache des Unglücks, ohne Details zu nennen.
"Wir haben die Ursache des Unfalls und die verantwortlichen Personen identifiziert", sagte der Minister zum Stand der Ermittlungen.
Bahnvertreter erklärten, der Coromandel Express von Kalkutta nach Chennai sei gegen 19.00 Uhr Ortszeit im Bundesstaat Odisha mit einem weiteren Personenzug, dem Howrah Superfast Express, zusammengestoßen.
Medienberichten zufolge war vermutlich erst einer der beiden Passagierzüge entgleist, der andere dann auf der wenige Meter entfernten Parallelstrecke in die dort auf den Gleisen liegen gebliebenen Waggons gerast. Welcher der beiden Züge zuerst entgleiste und aus welchen Gründen, das blieb zunächst ungeklärt.
Das bevölkerungsreichste Land der Welt mit rund 1,4 Milliarden Menschen hat ein historisch gewachsenes und eines der größten Bahnnetze der Welt, in das die Regierung zuletzt deutlich investiert hat.
Angesichts vieler alter Züge und überholungsbedürftiger Gleisanlagen gibt es jedoch häufig Unfälle. Doch derart hohe Opferzahlen sind selten geworden. Der Unfall entfachte auch wieder eine Diskussion um Sicherheit bei der Bahn.
Anteilnahme
Rund um die Welt kondolierten Politiker und Staatschefs, zuletzt unter anderem auch US-Präsident Joe Biden. "Jill und ich sind nach der tragischen Nachricht über das tödliche Zugsunglück in Indien untröstlich", sagte Biden am Samstag (Ortszeit) laut einer Mitteilung des Weißen Hauses in Washington auch im Namen der First Lady. Der Präsident und seine Frau seien in Gedanken bei den Menschen in Indien.
Auch UN-Generalsekretär António Guterres zeigte sich laut seinem Sprecher Stéphane Dujarric nach dem Unglück "zutiefst betrübt". Der Generalsekretär kondoliere sowohl den Angehörigen der Opfer wie auch den Menschen in Indien und ihrer Regierung, hieß es in einer Stellungnahme aus New York.
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