Zugsunglück in Griechenland - Versagen auf ganzer Strecke

GREECE-TRAIN-ACCIDENT
Bahnhofsvorsteher, der entscheidenden Fehler gemacht haben dürfte, hatte bis 2022 als Gepäckträger gearbeitet - Ministerpräsident Mitsotakis entschuldigte sich für Versäumnisse im Bahnwesen

In Griechenland herrscht nicht nur Trauer, sondern auch Empörung nach dem schweren Zugunglück der vergangenen Woche. Immer mehr Details kommen ans Licht und zeigen ein Versagen auf ganzer Strecke. Besonders der Bahnhofsvorsteher, der den entscheidenden Fehler machte und den Personenzug auf die falschen Gleise schickte, wirft viele Fragen auf. Berichten zufolge hätte der Mann aufgrund seines Alters von 59 Jahren gar nicht erst ausgebildet werden dürfen und war völlig überfordert. Auch saß er ohne erfahrene Kollegen auf dem wichtigen Posten am Bahnhof.

Der Mann sitzt nun in Untersuchungshaft und wird unter anderem wegen fahrlässigen Totschlags und fahrlässiger Körperverletzung angeklagt. Die Menschen finden jedoch, dass "menschliches Versagen" allein als Grund für die Tragödie zu kurz greift. Die Regierungen der letzten 20 Jahre haben die griechische Bahn vernachlässigt und die Eisenbahner haben sich wiederholt über die fehlenden Sicherheitsvorkehrungen beklagt.

Ministerpräsident Kyriakos Mitsotakis entschuldigte sich in sozialen Medien umfangreich bei allen, vor allem aber bei den Angehörigen der Opfer, und gestand ein, dass "wir uns nicht hinter menschlichem Versagen verstecken können". Der Unfall wäre praktisch unmöglich gewesen, hätte die Elektronik funktioniert. Er versprach Besserung und neue Züge sowie einen Sonderausschuss zu den Versäumnissen der letzten 20 Jahre. Trotzdem versammelten sich am Sonntagvormittag erneut Hunderte am zentralen Athener Syntagmaplatz vor dem Parlament, um gegen die Zustände zu protestieren.

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